Was macht dieser Gesang da, warum verdeckt der diese genialst hypnotisierende Gitarre? Obwohl diese Stimme nicht weniger einnehmend ist, trotz ihres verzerrten, distanzierten Charakters, oha, da rollt das Schlagzeug über alles hinweg und lässt wieder diese einmalige Gitarre auflaufen, die im Ohr hängen bleibt.
Was würde herauskommen, wenn FUGAZI heute noch einmal die RITES OF SPRING-Platte neu interpretieren müssten und vorher dazu gezwungen worden wären, stundenlang SWIZ und ein wenig SHOTMAKER zu hören? Richtig, KITTY EMPIRE aus Augsburg, nicht Washington, DC.
Denn die örtliche Distanz ist nicht nur einem zufällig falschen Geburtsort zuzuschreiben, sondern verkörpert auch eine gehörige Portion Eigenständigkeit. Die Gitarren krachen und scheppern genau richtig aus den Boxen und hinterlassen trotzdem keinen grobschlächtigen Eindruck, vielmehr werden hier ganze Wälder mit Uhrmacherwerkzeug gefällt.
Ein durchweg ehrliches Album mit vielen rauen Konturen und zahlreichen Ecken, einem charismatischen, erdigen Sänger und der Gewissheit, sich völlig zeitlosem Punkrock hinzugeben. Der letzte Aspekt schließt für KITTY EMPIRE dabei nicht aus, auch einige moderne Entwicklungen einfließen zu lassen und nebenher gleich noch zu beweisen, dass der vielbemühte Antagonismus von Kopf und Bauch einfach paradox ist.
Aufmachung und Albumtitel rocken übrigens auch kräftig das Haus. (43:49) (09/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #37 IV 1999 und Marc Schellenberg
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #55 Juni/Juli/August 2004 und Simon Brüggemann
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #71 April/Mai 2007 und Simon Brüggemann
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #84 Juni/Juli 2009 und Christoph Schulz
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #107 April/Mai 2013 und Andreas Krinner