Alle deine "Drei ???" hundertmal gehört, genug von der Kinderkacke, aber noch immer nicht genug von Hörspielen? So nach und nach graben irgendwelche netten Menschen die Sachen vom verrückten Klaus wieder aus, restaurieren sie liebevoll und lassen einen spüren, warum das Radio einmal Millionen von Menschen fesseln konnte.
Mit Erzählern wie Klaus Kinski gab es lange vor dem Hörbuch (remember: über vier Millionen Deutsche können nicht richtig lesen oder schreiben) einmal die hohe Kunst des Hörspiels, die weltweit von den Radiostationen gepflegt und gehegt wurde.
Das war vor der Zeit, als sich Kirchenvertreter und Gotteshändler in den Rundfunkräten allzu heimisch fühlten und die Sendezeit mit drögen Bibellesungen und christlichen Durchhalteparolen füllten.
Dieses wahrlich treffliche Stück Kulturgut verdanken wir dem Hessischen Rundfunk, der uns sonst so gar nichts Bedeutendes hinterlassen hat. Wurde auch Zeit, dass da mal was kommt von den Bembelschwenkern.
Beide Stücke auf dieser CD sind Kinski pur. Bei "Sechs Gramm Caratillo" begleiten wir ihn während seines Dahinscheidens und "Die Nacht allein" ist der Psychopath Kinski pur. Schwer zu empfehlen, weil keine Musik und nur Worte mindestens so zu fesseln wissen wie ein fingerdickes Seil.
Spoken-Word, du Arschpflaume!!! "Romeo & Julia" dagegen enttäuscht ziemlich. Hört sich an wie ein Tonmittschnitt eines Spielfilms, bei dem Klausi als einziger die geschwollene Zunge spricht.
Taugt als Hörbuch, aber als Hörspiel ist das so prickelnd wie eine Gutenacht-Geschichte, die Rudolf Scharping, Mr. Monoton himself, zum Besten gibt. Hier isser noch nicht irre, der Klaus, nur auf dem Weg dahin und deswegen lohnt sich die CD auch nicht so richtig.
Je später der Kinski, desto mehr ist das Rad ab. Alles andere wollen wir doch gar nicht, oder?
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #51 Juni/Juli/August 2003 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #60 Juni/Juli 2005 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #108 Juni/Juli 2013 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #73 August/September 2007 und Joachim Hiller