KING KURT

Destination Zulu Land: King Kurt Live DVD

Erstmalig veröffentlicht wird jetzt nach 23 Jahren ein Konzert aus der Hochphase der wohl seinerzeit größten Party-Band der Welt, KING KURT. Ende Dezember 1983, wurde der Gig im Londoner Marquee Club für das TV aufgezeichnet und bietet leider trotz allem nur einen kleinen Einblick auf den großen Spaß, den man bei Livekonzerten der Band hatte.

Klein aus mehreren Gründen. Die Aufzeichnung startet erst an einem Zeitpunkt, der vollendete Tatsachen zeigt. Sprich, die Band ist schon mitten im Set wie es scheint, man ist schon ordentlich eingesaut und die Party in vollem Gange.

Eventuell sollte man an dieser Stelle jüngeren, der Band nicht vertrauten Lesern kurz den Spaßfaktor eines KING KURT-Konzertes erläutern. Zu den normalen Mitbringseln der Konzertbesucher, wie auch dem Bühnenequipment, neben den Instrumenten, gehörte reichlich Mehl, Farbe, Eier, Torten und was sich sonst noch alles durch die Gegend werfen lässt, um eine Konzerthalle in einen riesigen Schweinestall zu verwandeln.

Die Band pflegte aus diesen Gründen auch gerne in Unterwäsche oder Badesachen aufzutreten, schließlich ist es unratsam, bei solchen Feiern in der Abendgarderobe aufzuspielen. Ein weiterer Grund, dass der Einblick nur ein mäßiger sein kann, ist der, dass die eigene Anwesenheit im Getümmel den Spaß an der Sache nachvollziehbar werden lässt, wohingegen die Betrachtung am heimischen TV-Gerät zwar bei Gelegenheit ein Grinsen ins Gesicht zaubert, wenn Sänger Smeg beispielsweise aus nächster Nähe eine geballte Ladung Rasierschaum ins Gesicht gepfeffert bekommt und trotz tränender Augen und dem Versuch die Augen mit einem Tuch zu säubern, makellos weitersingt, aber eben nur genau das ist, nämlich die Betrachtung anderer Menschen, die eine große Party feiern, während man selbst außen vor ist.

Dritter Grund, dass die Shows noch wesentlich ausschweifender waren, als es hier dokumentiert ist, was natürlich an der Anwesenheit des Fernsehens gelegen hat. Trotz allem ist es natürlich ein Zeitdokument einer Band, die durch weit mehr als nur durch ihre ausschweifenden Konzerte Furore machte.

An vorderster Stelle dürfte da ganz klar die Haarpracht der Kurts liegen. Hier noch in der Originalbesetzung, die leider nicht lange vorgehalten hat, mit Gitarrist John Reddington, dessen Kopf zwei herrliche Teufelshörner aus Haaren auf dem ansonsten kahlgeschorenen schmückten.

Nicht nachvollziehbar, dass dieser im normalen Leben Lehrer gewesen ist. Oder Schlagzeuger Rory Lyons, dessen Außenflatfrisur wohl die seinerzeit meist gesehene Haarpracht bei Psychobilly-Konzerten gewesen sein dürfte.

Die gigantische Riesentolle, die Sänger Smeg zur Schau trug, überlebte Konzertauftritte leider immer nur bedingt, ist aber zu Beginn der DVD bei einem kleinen Kurzinterview zu bewundern. Bleibt letztendlich noch die gelungene Songauswahl zu erwähnen, die keinen der damaligen Hits auslässt und sogar schon mit einigen Songs aufwartet, die erst zu späterer Zeit auf LP erschienen sind, wie beispielsweise "Nervous breakdown".

Schade ist, dass die DVD keinerlei nennenswertes Bonusmaterial aufweist. Lediglich diverse Ausschnitte aus Konzertveröffentlichungen anderer Psychobilly Bands jener Tage, wie DEMENTED ARE GO, GUANA BATZ und THE METEORS.

Ich bin mir sicher, dass es reichlich TV- und Interview-Material von KING KURT gab, mit dem man die DVD hätte aufpeppen können. So ist nach einer knappen Stunde der Spaß vorbei. (07/10) (58:00)