KILL YOUR FRIENDS

„The music business is a cruel and shallow money trench, a long plastic hallway where thieves and pimps run free, and good men die like dogs. There’s also a negative side.“ Diese treffende Analyse stammt von Hunter S.

Thompson, und man könnte meinen, John Niven hätte sie 2008 „Kill Your Friends“ zugrunde gelegt, seiner Abrechnung mit dem Musikbusiness der 1990er. Seinerzeit arbeitete Niven selbst für eine englische Plattenfirma, und so entstand der Roman als eine Mischung aus Selbsterfahrungsbericht und grotesker Sozialstudie à la „American Psycho“ und „Trainspotting“, eine gnadenlose Abrechnung mit der selbstgefälligen Welt der Majorlabels.

Die durften in jener Zeit – Buch und Film spielen 1997 – ein letztes Mal ihre Großkotzigkeit ausleben, den Nachwehen von Grunge, dem Britpop-Höhenflug und dem Punkboom sei Dank. Nivens Hauptfigur ist Steven Stelfox (exzellent gespielt von Nicholas Hoult), der als A&R-Mann arbeitet und darunter leidet, dass keiner seine Genialität erkennt, Kolleginnen und Kollegen vermeintlich bevorzugt werden.

Alle sind dabei auf der Suche sind nach dem nächsten großen Ding, das sie auf der Karriereleiter weiter aufsteigen lässt. Und die Musik und die Künstler? Lästige, dumme Statisten, die letztlich nur gut dafür sind, die ganzen Drogen, die Spesenritterei bei Branchenevents wie der MIDEM in Cannes zu finanzieren.

Niven vermittelt ein zynisches, böses Bild der Branche, hat aber auch einen scharfen Blick für Details. Und wer selbst in jener Branche tätig war oder ist, wird so manch scheinbar grotesk überzeichnetes Verhalten nicht unbedingt als solches empfinden.

Regisseur Owen Harris ist, basierend auf dem Drehbuch Nivens, ein höchst amüsanter Film gelungen. Und Moritz Bleibtreu brilliert hier in einer Nebenrolle als unsympathischer deutscher Techno-Produzent.