Was in Band 1 als beißende, brutale und durchaus streitbare Gesellschaftskritik begann, entwickelt sich in Band 2 und 3 zunehmend zur ein wenig blutleeren Story eines der unzureichenden Absicherung durch das amerikanische Gesundheitssystem entsprungenen Massenmörders und Anti-Superhelden.
Als „Killer wider Willen“, wie der Einband glauben machen will, kann das im letzten Band nicht mehr durchgehen, da der Protagonist mittlerweile in vollem Bewusstsein handelt und nicht mehr von außen gelenkt wird.
Durch das Spiel mit Superheldenklischees (Kostüm, Persönlichkeitsspaltung, systematische Eliminierung von skrupellosen Verbrechern) gelingt es Brubaker dennoch, das ein wenig überspannte Loser-Klischee ein Stück weit zu zerstreuen und mit mehreren unerwarteten Wendungen schließlich für ein halbwegs versöhnliches Ende zu sorgen, das durchaus noch Spielraum für eine Fortsetzung mit neuer Protagonistin lässt.
Ed Brubaker und Sean Phillips sind als Gespann so eingespielt, dass sich das schnell runterlesen lässt. Und weder an Phillips’ so detailreichen wie ausdrucksstarken Bildern noch an Brubakers abwechslungsreichem Erzählstil, der immer wieder vor- und zurückgreift und dabei regelmäßig aus dem klassischen Panelschema ausbricht, lässt sich etwas aussetzen.
Erst recht nicht an Elizabeth Breitweisers stimmungsvoller Koloration. Schön anzusehende, kurzweilige Kost. Allerdings fällt es zeitweise schwer, den klischeehaft überzeichneten Loser-Hauptcharakteren emotional zu folgen.
Eine Verfilmung der in den USA recht erfolgreichen Serie unter Chad Stahleskis („John Wick“) Regie soll schon in den Startlöchern stehen ...