Foto

YANN TIERSEN

Kerber

Im letzten Jahr erschien mit der Doppel-CD „Portrait“ eine Art Werkschau des französischen Multi-Instrumentalisten Yann Tiersen, der vor allem durch seine Soundtracks für „Die fabelhafte Welt der Amélie“ und „Good Bye, Lenin!“ bekannt sein dürfte, die allerdings neu aufgenommene Versionen seiner Neo-Klassik-Electronica-Songs enthielten, zum Teil entstanden mit interessanten Gästen wie Stephen O’Malley von SUNN O))). So richtig warm bin ich mit Tiersen immer nur zum Teil geworden, denn auch wenn dessen Neo-Klassik-Kompositionen durchaus sehr ansprechend sind, mangelte es mir dabei oft an packender Emotionalität. Minimalistische Klavierklänge gab es bereits auf älteren Tiersen-Platten, aber auf seiner neuen Veröffentlichung „Kerber“ reduziert der Franzose seine rein instrumentale Musik auf ein Mindestmaß. Und so entstehen hier impressionistische Klangbilder aus zarten Klavierharmonien, die von elektronischen Ambient-Soundscapes unterlegt werden und sich mit diesen elegant verbinden. Auch hier erweist sich Tiersen als emotional etwas unterkühlter Perfektionist, dennoch ist „Kerber“ für mich eine seiner bis dato berührendsten, in sich geschlossensten und fokussiertesten Platten, möglicherweise gerade wegen der hier zum Einsatz kommenden reduzierten künstlerischen Mittel.