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KEITH COOK

Rock & Roll Riot

Schwierige Faktenlage: Es heißt, Keith Cook sei einst Gitarrist der Proto-Punkband DEBRIS’ gewesen, die 1976 ein titelloses Album veröffentlichte, das wiederum seit 1999 mehrfach unter dem Titel „Static Disposal“ neu aufgelegt wurde. Den Gitarristen Keith Cook allerdings verschweigt Discogs – womöglich war der beim Album einfach noch nicht/nicht mehr dabei. „Featuring members of NIRVANA, THE STOOGES, THE WIPERS, THE MUFFS“, lockt dann der Sticker auf dem Cover, da merkt man auf. WIPERS? Das kann ja nur Greg Sage sein ...? Nein, ein gewisser Travis McNabb (who?) taucht hier auf, einst bei BETTER THAN EZRA, der 1989 mal ein Jahr Drummer unter Greg Sage war ... Anzeichen für eine Mogelpackung? Dafür klingt die Musik von Anfang an zu gut ... Zwei Prä-1989-Drummer von NIRVANA werden auch genamedroppt, und Criss Crass unter anderem von THE MUFFS, Steve MacKay von STOOGES, der allerdings schon 2015 starb ... Offensichtlich sind ein paar der Songs schon vor einigen Jahren aufgenommen worden. An dieser Stelle könnte mensch jetzt eingeschnappt reagieren, da auch im Release-Info dick aufgetragen wird, aber die Musik reißt es absolut raus. Mit Produktionshilfe von Studiolegende Steve Fisk entstand ein atmosphärisches, dichtes, lärmiges Garage-Rock-Album, das mich nicht nur wegen des Namedroppings an den Output von Sonny Vincent oder Deniz Tek in den letzten Jahren erinnert. Dass Cook sich seine musikalischen Sporen im US-Proto-Punk-Underground der Mittsiebziger verdiente, hört man deutlich, aber die Produktion ist crisp und differenziert, STOOGES lassen genauso grüßen wie HAWKWIND, CHROME oder PERE UBU, es gibt also im besten Sinne eine Menge zu entdecken hier, gerade auch – nicht abschrecken lassen – im zehnminütigen Titeltrack oder dem abschließenden, auch endlosen langen „Home is“ mit coolem Saxophon. Tolles Album, wie aus dem Nichts, das in jeder Hinsicht zu schade ist, überhört zu werden.