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KEINE ZEIT ZU STERBEN

Vielleicht bin ich ja gar nicht kompetent genug, um einen neuen James Bond-Film zu bewerteten, denn für mich war Roger Moore in den 70ern und 80ern der letzte akzeptable Darsteller des von Autor Ian Fleming ersonnenen, unverwüstlichen britischen Geheimagenten. Zumal zu dieser Zeit auch langsam die Originalstoffe von Fleming ausgingen, soweit diese überhaupt noch Gemeinsamkeiten mit den Filmen aufwiesen. Timothy Dalton wirkte in seinen beiden Auftritten noch farbloser als es der völlig unterschätzte George Lazenby in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ angeblich war. Pierce Brosnan konnte der Rolle dann wieder etwas mehr Charme und Humor verleihen, während sein Nachfolger Daniel Craig den Geheimagenten mit dem Einfühlungsvermögen eines Bauarbeiters mit Aggressionsstörungen verkörperte. Meiner Meinung nach ist Ethan Hunt schon lange der bessere Bond. „Keine Zeit zu sterben“ von Cary Joji Fukunaga (eigentlich sollte Danny Boyle den Film drehen), dessen Kinostart aufgrund der Pandemie um ein Jahr verschoben wurde und der jetzt überraschend schnell auf DVD und Blu-ray erscheint, ist Craigs fünfter und letzter Bond, und warum das so ist, dürfte sich dank des Internets schon längst herumgesprochen haben, da kann man kaum noch spoilern. Allerdings bereitet einen das kaum auf das unerträgliche Kitsch-Finale vor, das da über den Zuschauer hereinbricht. Als ob der Titelsong von Billie Eilish nicht schon schlimm genug wäre. Ein guter Witz ist auch der Titel des Films, denn genau dafür lässt sich Bond über zweieinhalb Stunden Zeit. Eine ernstzunehmende Story war bei den Bond-Filmen der letzten Jahre eh kaum noch zu erkennen, zu einer Ausschüttung von Adrenalin kommt es inzwischen selbst bei den ausufernden Actionszenen nicht mehr, und so dient auch der aktuelle Bond nicht mal mehr anspruchslosem Eskapismus.