Foto

KEINE MACHT FÜR NIEMAND

Gunther Buskies, Jonas Engelmann (Hg.)

„Keine Macht für Niemand“ von TON STEINE SCHERBEN ist auch fünfzig Jahre nach Veröffentlichung mit das wichtigste Album in Sachen westdeutscher, politischer Rockmusik. Neben kleinen Anekdoten, wie es zu den Liedern kam, erzählen die Illustrator:innen, wie und warum sie gerade dieses Stück vom Album genommen, bearbeitet und in einen Comic umgesetzt haben. Ob nun der Text 1:1 in Bilder übertragen oder aber eine individuelle Interpretation abgebildet wurde, alle Beiträge haben ihren ganz eigenen Charakter. Verbinden wir nicht alle individuelle Erinnerungen und Emotionen beim Hören? „Wir müssen hier raus“, wer fühlt sich nicht mal so? Zwar hat sich der Arbeitsalltag, wie bei „Feierabend“ oder beim „Paul Panzers Blues“, verändert, der Kapitalismus hat uns fest im Griff, was sich auch bei „Menschenjäger“ ausdrückt. „Die letzte Schlacht gewinnen wir“, (r)eine Utopie und der Soundtrack von Bianca Schaalburgs persönlichem Erlebnis vom 1. Mai 1987 in West-Berlin. „Allein machen sie dich ein“, „Schritt für Schritt ins Paradies“ und der „Traum ist aus“ rufen zum solidarischen Miteinander auf, aber stattdessen ...? „Mensch Meier“ und der „Rauch-Haus-Song“ sind angesichts von Inflation und Gentrifizierung aktueller denn je. Ganz zu schweigen vom Titelstück „Keine Macht für Niemand“, das zur Hymne freiheitsliebender Menschen wurde und Ulli Lust auf den Umgang mit nicht-menschlichen Tieren übertrug. „Komm, schlaf bei mir“ ist ein Plädoyer für Gleichberechtigung und freie Liebe, die Sänger Rio Reiser etwas später mit dem großartigen „Lass uns ein Wunder sein“ konkretisierte. Ein wunderschönes Buch, das zum bewussten Hören der Platte „Keine Macht für Niemand“ und zum Mitlesen einlädt.