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KAMMERFLIMMER KOLLEKTIEF

Schemen

Die 1996 gegründete Karlsruher Band KAMMERFLIMMER KOLLEKTIEF um Heike Aumüller (die sich seit der ersten Platte „Mäander“ von 1999 auch um das Coverartwork kümmert) und Thomas Weber hat mich immer extrem fasziniert. Die werden häufiger mal mit BOHREN & DER CLUB OF GORE in einen Topf geworfen, Stichwort Dark Jazz, aber musikalisch ist dieses „Kollektief“ doch deutlich vielschichtiger. Das merkt man auch gleich bei ihrem neuen Album „Schemen“ auf Karlrecords – das Vorgängeralbum „There Are Actions Which We Have Neglected And Which Never Cease To Call Us“ von 2018 erschien bei Bureau B. Denn das Trio, zu dem aktuell auch Johannes Frisch gehört, produziert experimentelle instrumentale Jazz-Krautrock-Ambient-Klänge, die durchaus mal sehr harmonisch und entspannt ausfallen können, wie Musik für einen sehr düsteren Film, gleichzeitig wird das Ganze auch immer wieder überlagert und aufgebrochen durch extrem dissonante Elemente der Sorte Caspar Brötzmann. Das erweckt den Eindruck, als ob alle drei Musiker:innen ein Eigenleben führen und sich gleichermaßen aufeinander zu und voneinander weg bewegen würden. Dadurch fällt die Platte aber im Gegensatz zu anderen, oft unhörbaren Experimental-Band-Werken nicht auseinander, sondern wirkt immer homogen und strukturiert. Dass der KAMMERFLIMMER KOLLEKTIEF-Sound so gut funktioniert, mag auch weiterhin damit zusammenhängen, dass die Kompositionen mit überwiegend analogem Equipment in klassischer Handarbeit entstehen und kein seelenloser Laptop-Noise sind, sondern das Produkt echter Musiker:innen aus Fleisch und Blut. Auch auf „Schemen“ bleiben KAMMERFLIMMER KOLLEKTIEF ein sehr rätselhaftes Projekt, dem hier erneut ein außergewöhnlicher, äußerst atmosphärischer Gesamtsound gelungen ist.