Es gab Zeiten, da hätte ich diesem Musiker-Kollektiv aus Karlsruhe noch unterstellt, eine deutsche Entsprechung von Bands wie TORTOISE zu sein. Gewisse musikalische Parallelen sind da sicher auch vorhanden, aber man würde der musikalischen Bandbreite des KAMMERFLIMMER KOLLEKTIEFs mit diesem Vergleich nicht wirklich gerecht werden, die eine wirklich sehr schöne Instrumentalmusik mit Improvisations-Charakter produzieren.
"Absencen" ist dabei eine überraschend eingängige Angelegenheit, denn der Jazz-Elektronik-Soundtrack der Band, deren musikalisches Universum selbst Extreme wie Ennio Morricone und Steve Reich problemlos integriert, wartet mit fast einschmeichelnden Melodien auf, die nur dann ins Abstrakte abdriften, wenn der immer latent vorhandene nervöse, spacige Jazz eines Sun Ra verstärkt in den Vordergrund tritt.
Und wahrscheinlich macht auch gerade dieses subtile Pendeln zwischen harmonischen und disharmonischen Momenten die Magie dieser Platte aus, deren breit gefächerten musikalischen Referenzen am Ende ein Werk von erstaunlicher Dichte und Eigenständigkeit ergeben.
Recht amüsant ist, dass der neunte Song "Unstet" dann ausgerechnet Jeffrey Lee Pierce gewidmet ist, was durch eine erschreckend konventionelle Countryrock-Basis unterstrichen wird, die durch elektronische Loops und jazzige Einschübe immer wieder verzerrt wird.
Jedenfalls müssen einem Menschen, die Jeffrey Lee Pierce mögen, schon mal grundsätzlich sehr sympathisch sein. (9)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #58 Februar/März 2005 und Thomas Kerpen
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