Hendrik Otremba ist Sänger von MESSER, die irgendwo im Post-Punk verortet werden können. Er malt, er unterichtet kreatives Schreiben, und er schreibt selbst, 2017 kam sein erster Roman „Über uns der Schaum“ im Verbrecher Verlag.
Jetzt hat er als Autor das erreicht, was im Musikbereich ein Majordeal ist – ein Buch bei Hoffmann und Campe. Mit dem Titel seines zweiten Romans legt Otremba eine Fährte zu seinem bisherigen Schaffen: „Kachelbad“ war 2016 eine 12“-EP von MESSER, auf der er die Detektivthematik seines Debüts aufgriff, und „Kachelbads Erbe“ zieht nun die Linie zu dieser EP.
Ich habe mich schwergetan mit diesem Buch, ich empfinde es als eines, in das man sich reinbeißen und dann entschieden dranbleiben muss, das aber nicht alles tut, um einen so zu fesseln, dass man es zwingend in kurzer Zeit auslesen will.
Kryonik ist das Thema, das Otremba fasziniert, das experimentelle und in den USA schon kommerziell angebotene Einfrieren von Menschen, die die Hoffnung hegen, eines Tages wiederbelebt und dann etwa von Krebs geheilt zu werden oder gar 200 Jahre alt werden zu können.
Hauptprotagonist ist Kachelbad, ein kauziger Typ, der mit seinem Chef Lee Won-Hong im Los Angeles der 1980er für Vorbereitung, Frostung und Wartung der Kryonik-Kunden zuständig ist. Diese Hauptstory wird ergänzt um verbundene Geschichten drumherum, die ich als etwas hinderlich für die Entwicklung des dadurch recht fraktionierten Plots empfand.
Aber gut, Otremba ist eben nicht Frank Schätzing, das hier ist Literatur, das andere Blockbuster-Unterhaltung, und gerade deshalb stören mich bisweilige sprachliche Unsauberkeiten – mein Buch hat einige Eselsohren, mit denen ich sowas markiere.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #147 Dezember/Januar 2019 und Joachim Hiller