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JUNIOR BONNER

Der heutige Kultstatus des 1984 mit 59 Jahren viel zu früh verstorbenen Sam Peckinpah basiert vor allem auf seinen gewaltverliebten Filmen wie „Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia“, „Getaway“, „Wer Gewalt sät“ und vor allem „The Wild Bunch“ von 1969, der dem Regisseur 1981 einen längeren Eintrag in John McCartys Standardwerk „Splatter Movies – Breaking the Last Taboo of the Screen“ einbrachte, denn noch nie zuvor hatte jemand in so expliziter und regelrecht überästhetisierter Form Schussverletzungen in einem Kinofilm dieser Größe gezeigt. Inzwischen gelten seine Filme als Klassiker des modernen amerikanischen Kinos, damals waren sie regelrechtes Kassengift, begleitetet von zahllosen Kontroversen, denn Peckinpah galt als Alkoholiker, Misanthrop und Misogynist und fand in seinen letzten Lebensjahren kaum noch Arbeit als Regisseur. Aber Peckinpah konnte auch anders, denn mit „Abgerechnet wird zum Schluss“, „Pat Garrett jagt Billy the Kid“ und „Junior Bonner“ schuf er sehr poetische Filme ohne spektakuläre Gewaltexzesse, die ein Abgesang auf die klassischen Mythen des Westerngenres waren. Sehr unterschätzt ist in dieser Hinsicht „Junior Bonner“, damals ein Flop an der Kinokasse, der ein schönes Double Feature mit Sydney Pollacks „Der elektrische Reiter“ abgeben würde. Darin spielt Steve McQueen einen abgehalfterten Rodeoreiter, der sich nicht mit den modernen Zeiten arrangieren kann, und überholten Männlichkeitsidealen von Cowboys auf rassigen Pferden und einem unabhängiger Lebensstil voller Freiheit und Abenteuer nachtrauert. 2002 erschien dieser durchaus kritische Blick auf Cowboynostalgie und Wildwestromantik das erste Mal auf DVD in ärgerlichem Vollbild. Die aktuelle DVD- und Blu-ray enthält den sehenswerten Film im richtigen Kinoformat und besitzt einiges an Bonusmaterial von Peckinpah-Kenner Mike Siegel.