Als ich JUNE PAIK zum ersten Mal live sah, stand der Gitarrist die meiste Zeit mit dem Rücken zum Publikum. Trotzdem konnte man sehen, dass er schrie. Und obwohl da nicht einmal ein Mikrofon stand, und man kein einziges Wort hören konnte, haben mich Schreie selten so erschüttert.
Diese Band hat sich also nicht ohne Grund nach Nam June Paik benannt, gilt der aus Südkorea stammende US-Amerikaner doch als einer der Begründer der Video- und Medienkunst. Denn auch bei JUNE PAIK geht es um Bilder, nur dass sie hier nicht über den Umweg eines Bildschirms projiziert werden, sondern direkt im Kopf des Rezipienten entstehen.
Es sind Bilder von epischer Breite, voller Schmerz und Verzweiflung - und natürlich Schönheit, weil das eine ohne das andere nicht sein kann. Man wird von wie wahnsinnig rasenden Gitarrenmelodien umschwärmt wie von einem tausendfach tobenden Bienenschwarm, während das stolpernde Schlagzeug, wild um sich schlagend, diesen zu vertreiben sucht.
Manchmal braust es dann nur noch wilder, weitaus öfter setzt aber tatsächlich eine atemlose und erdrückend bedrohliche Stille ein. "Die Stille nach dem Ausbruch war ohrenbetäubend", schrieb der schwedische Schriftsteller Henning Mankell einmal und trifft es damit ganz gut.
Der Namensgeber von JUNE PAIK verstarb Anfang dieses Jahres in Miami; der Band selbst steht die Zukunft noch bevor. (8)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #82 Februar/März 2009 und Christian Meiners
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #66 Juni/Juli 2006 und Thomas Renz