JULIET, NAKED

Nick Hornby

Nick Hornbys größtes Verdienst ist, es immer wieder zu schaffen, Menschen aus bestimmten Subkulturmilieus so exakt zu beschreiben, dass der Leser allergrößten Spaß beim Wiedererkennen solcher Charaktere hat.

In „Juliet, Naked“ erwischt es erneut die Musiknerds, die auch schon im Klassiker „High Fidelity“ liebevoll beschrieben wurden. Duncan heißt der Kerl, den Hornby zur tragischen Hauptfigur macht: Sein Leben in einer englischen Kleinstadt ist langweilig, die Beziehung zu Annie beinahe eingeschlafen, und seine ganze Leidenschaft gilt der Musik, der er sich als Spätentdecker von Internet und iPod mit höchster Intensität widmet.

Duncan ist einer jener Typen, die sich in Fanforen tummeln, belanglosesten Quatsch über „ihren“ Lieblingsmusiker aufsaugen und weitergeben und in dessen Texte und Musik alles mögliche hineingeheimsen, aus ihrem Fantum eine eigene Wissenschaft machen.

„Opfer“ von Duncans Fantum wurde der fiktive Tucker Crowe, eine von Hornby irgendwo zwischen Kurt Cobain, Bob Dylan und Elliot Smith angelegte Figur, deren Duncan und Annie sogar auf einer Reise durch die USA nachspüren, denn: Tucker ist seit Jahren verschwunden.

Bis ein „neues“ Album auftaucht. Und Annie, die längst schon von der kindischen Heldenverehrung ihres Quasi-Gatten genervt ist, eine eMail bekommt, nachdem sie eine von Duncans in einem Fanforum veröffentlichte Rezension mit einem eigenen Text widersprochen hat.

Die eMail ist von Tucker, und ab da überstürzen sich die Ereignisse ... Ganz großartig, wie Hornby sowohl die Figur des Tucker Crowe angelegt hat, aber auch die Konstellation Annie/Duncan ist so nachvollziehbar aus dem Leben gegriffen, dass man sie persönlich zu kennen glaubt – morgens, beim Blick in den Spiegel ...