JÜRGEN

Heinz Strunk

Jürgen Dose ist Pförtner in einem riesigen Parkhaus. Tagein, tagaus starrt er auf seine Überwachungsbildschirme, um sich nach Feierabend um die kranke Mutter und sein nicht vorhandenes Liebesleben zu bemühen.

Zumindest letzteres Schicksal eint ihn mit seinem besten Freund Bernd Würmer. Um ihr Schicksal in die Hand zu nehmen, fahren sie mit dem Bus einer zwielichtigen Vermittlungsagentur nach Polen.

Auch wenn es Heinz Strunk nicht so ausdrücken würde, „Jürgen“ ist ein Abfallprodukt. Begonnen parallel schon beim Schreiben des vom Feuilleton geliebten „Goldenen Handschuh“, reichen die Wurzeln des Romans deutlich weiter zurück.

Denn bereits auf der 2005 erschienen CD „Trittschall im Kriechkeller“ stellt Strunk seinen Protagonisten Jürgen Dose und Themen des Romans vor. So verwundert nicht, dass der begleitende Soundtrack „Die gläserne Milf“ aus diversen Veröffentlichungen wie eine Best-Of-CD zusammengestellt wurde.

Die Bezeichnung „armer Willi“, wie sich Jürgen Dose selbst tituliert, findet sich auch im „Goldenen Handschuh“ wieder. Nach dem Bukowski-nahen Vorgänger widmet sich Heinz Strunk mit „Jürgen“ wieder der „normalen“ Tristesse der Gesellschaftsverlierer.

Auf die ansonsten schon Strunk-Standard gewordenen Ekelbeschreibungen verzichtet er dabei. Behutsam versetzt er sich in die Welt des Jürgen Dose, den er zu keiner Zeit der Lächerlichkeit preisgibt.

Und selbst wenn dessen Lebensumstände so ganz anders als die eigenen sind, erkennt man in Jürgen Doses Momenten der Einsamkeit und dem bescheidenen Wunsch nach etwas Glück im Leben doch immer wieder etwas vom eigenen „armen Willi“, der tief in uns allen wohnt.

Eine unspektakuläre, leichte Lektüre für zwischendurch.