Foto

JOHNNY CASH

Marty Stuart, Jim Marshall

1958 spielte Johnny Cash sein erstes Konzert vor Insassen (und Wärtern) eines Gefängnisses, in den vielen weiteren Jahren seiner Karriere wiederholte er das, und am 13. Januar 1968 trat er im Folsom State Prison auf, rund 30 Kilometer nordöstlich der kalifornischen Hauptstadt Sacramento gelegen.

Das Livealbum „At Folsom Prison“ entstand bei dieser Gelegenheit, und am 24. Februar 1969 wurde sein Auftritt im San Quentin State Prison nördlich von San Francisco mitgeschnitten, im Juni des Jahres als „At San Quentin“ veröffentlicht.

Auf persönlichen Wunsch von Johnny Cash war bei beiden Konzerten der Rock’n’Roll-Fotograf Jim Marshall anwesend und dokumentierte die Konzerte und das Drumherum ausgiebig – ob so etwas heute noch möglich wäre in Zeiten von akribisch durchgesetzten Persönlichkeitsschutzrechten einerseits und einer paranoiden, milliardenschweren Gefängnisindustrie andererseits, sei mal dahin gestellt.

Cash war damals 36, hatte einige Drogeneskapaden hinter sich und es wurde vielfach spekuliert – siehe auch die Linernotes hier im Buch –, dass er sich nur zu gut in die Rolle seiner eingeknasteten Zuschauer versetzen konnte, dass diese sich in Cashs Texten wiedererkannten.

Marshalls Auftrag war freilich Cash abzulichten – die Zuschauer, das Gefängnis, so könnte man unken, waren nur die Kulisse, denn auf den großformatigen Farbfotos steht eindeutig der deutlich älter als Mitte 30 aussehende Cash im Vordergrund, hier und da noch seine Entourage, seine Band.

Und auch das legendäre „Mittelfinger-Foto“ entstand bei dieser Gelegenheit – der Mittelfinger galt möglicherweise damals der nervenden Crew eines TV-Sender, wie die Linernotes verraten. Das Buch ist ein Muss für Cash-Fans.