Johannes Springer, Thomas Dören (Hg.)

DRAUSSEN

Das Topos der Rückwendung zur Natur spielt in bestimmten popkulturellen Kontexten seit etwa Beginn der Nullerjahre wieder eine größere Rolle. Der Band „Draußen. Zum neuen Naturbezug in der Popkultur der Gegenwart“ spürt diesem Thema in den Bereichen Musik, Literatur und Film, aber auch im Zusammenhang mit Körperpraktiken und der Konstruktion von (Geschlechts-)Identitäten nach.

Dabei wird vielerorts deutlich, dass die Vorstellung einer „ursprünglichen Natur“, auf die als einen nostalgischen Ort der Sehnsucht rekurriert wird, bereits selbst ein kulturelles und somit künstliches Konstrukt ist.

Natur oder Natürlichkeit wird zum Objekt einer rückwärtsgewandten Fiktionalisierung, die aus der vermeintlichen Abgrenzung zur technokratischen Industrie- und Konsumgesellschaft heraufbeschworen wird.

Die im Buch versammelten Aufsätze zeigen unterschiedliche Herangehensweisen der Rückbesinnung auf die Natur, beispielsweise den Ansatz des Pastiches. Unter Pastiche versteht man in groben Umrissen die Imitation eines Werks oder Stils, im Gegensatz zur Parodie erfolgt jedoch keine ironische Distanzierung zum Referenzobjekt.

So tritt zum Beispiel der zeitgenössische Indiefolk in ein Verhältnis des Pastiches zur Hippie-Bewegung. Auch Phänomene wie das Hipstertum und teils damit einhergehend der Vollbart, anhand dessen queere Konzepte im Spannungsfeld von Männlichkeit und Natürlichkeit verhandelt werden, finden im Band Berücksichtigung.

Alles in allem eine lesenswerte kulturkritische Veröffentlichung mit vielen spannenden Texten.