Dass Kung Fu- und VANDALS-Boss Joe Escalante eine starke Affinität zum Filmgeschäft hat, ist bekannt, schließlich ist sein Label schon seit Jahren auch im Video- und DVD-Geschäft tätig. Dabei zeichnet Escalantes Arbeit eine gewisse Trashigkeit aus, denn warum mehr Geld als nötig für eine Produktion ausgeben? Digital-Video muss reichen, dann ist das Produkt auch so billig, dass die Leute das kaufen.
Und jetzt also der erste richtige Spielfilm, in dessen Abspann Joe als Regisseur, Produzent, Kameramann und Editor aufgeführt wird: Ganz klar, der Mann ist egoman und macht am liebsten alles selbst.
Und deshalb spielt er auch noch selbst mit, wenn auch nur in einer Nebenrolle. Die Hauptrolle wiederum spielt sein Bandkollege Warren Fitzgerald (von dem stammt das Drehbuch sowie die Filmmusik,) dem er aber immerhin eine professionelle Schauspielerin zur Seite stellte, Pam Gidley.
Die ist in den letzten Jahren bei "CSI" aufgetaucht, spielte aber in jungen Jahren auch die Teresa Banks in "Twin Peaks" und seitdem in zig anderen Produktionen. Die restlichen Rollen wurden dann praktischerweise von befreundeten Musikern übernommen, allen voran NO USE FOR A NAME, aber auch ein paar professionelle Schauspieler sind dabei, deren Namen aber wohl nur Hollywood-Eingeweihten etwas sagen.
Doch zur Story: Selwyn ist Bäcker, macht Torten in Titten- und Schwanzform und wird von seiner germanisch aussehenden Frau (Pam Gidley) unterdrückt und geschlagen. In der Selbsthilfegruppe für misshandelte Männer lachen sie ihn aus, da kommt es gerade recht, dass ein schmieriger Manager einer Punkband (siehe oben) ihm den Job des "Clickers" anbietet: Jeden Abend am Clubeingang stehen und die Besucher zählen, damit auch keiner bescheisst.
Tja, vergessen hat er nur zu erwähnen, dass zwischendurch auch jemand den Van fahren muss, ein- und ausladen, Stagehand solle er auch noch machen, und darf dafür noch nicht mal von der Bandpizza naschen.
Vom Regen in die Traufe also. An einem einsamen Diner im Niemandsland wird er nach zu viel Gemecker von der Band ausgesetzt, doch siehe da, er hat zwar keine Schuhe an den Füßen, bekommt aber einen Job angeboten - als Koch.
Er haust in einem Loch, das wie der Heizungskeller von Familie Escalante aussieht, und lernt die Nichte seines Bosses kennen, einer rothaarigen Schönheit, die aber leider im Rollstuhl sitzt.
Und an dieser Stelle bricht der Film: Bis hierhin war es bloßer Klamauk, doch Escalante, der ja letztens mit seiner Irak-Exkursion gezeigt hat, dass er auf Political Correctness nichts gibt, macht mitnichten blöde Scherze auf Kosten einer Behinderten, sondern sein Film wird an dieser Stelle sehr sozialpädagogisch.
Selwyn nämlich, der nach dem besoffenen One-Night-Stand (Sie: "Ich habe da unten beinahe was gefühlt, so gut warst du!") zuerst erschreckt die Flucht ergreift, verliebt sich in die Behinderte, und nach gewissen Komplilationen wie der Ausschaltung der Ex-Gattin gibt's für den "Cakeboy" ein Happy End - allerdings nicht, bevor man Fat Mike noch einen Gastauftritt als Polizist verpasst hat, hehe.
Ein netter, warmherziger, kleiner Film, unterhaltsam, mit viel Punkmusik im Soundtrack (der als kostenlose Dreingabe auf CD beiliegt, mit vielen Songs von NUFAN, aber auch VANDALS, OZMA und PIEBALD), der eine Menge über den Umgang von Bands untereinander auf Tour verrät - und der viel besser ist, als man zu Beginn vermutet.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #61 August/September 2005 und Joachim Hiller