Auf das Geschwätz von Klappentexten sollte man nicht allzu viel geben, das einen in diesem Fall davon überzeugen will, dass „‚Profit‘ zu den besten Dramaserien der letzten 20 Jahre gehört und unter Kritikern als Vorläufer von ‚Die Sopranos‘, ‚Dr.
House‘ und ‚Dexter‘ gilt.“ Die damalige Ausstrahlung der Serie Ende der Neunziger auf SAT1 wurde allerdings nach nur zwei Episoden wieder eingestellt. Erst Zuschauerproteste führten zur Ausstrahlung der restlichen Episoden.
Aber auch in den Staaten erging es „Profit“ nicht besser, denn trotz positiver Kritiker-Resonanz wurde die Serie nach sinkenden Einschaltquoten schnell wieder eingestellt. Hinzu kamen erboste Zuschauer, die sich bei Fox über die vollkommen amoralische Hauptfigur Jim Profit beschwerten, aber auch die sauberen Herren aus Wirtschaftskreisen waren nicht ganz einverstanden mit dem Bild, das da von ihnen gezeichnet wurde.
Selbst Fox-Besitzer Rupert Murdoch ging dieser eiskalte Kapitalist angeblich zu weit. Das ist umso bedauerlicher, wenn man nachliest, was die Serienmacher in der nächsten Staffel noch mit Jim Profit (gespielt von Adrian Pasdar aus „Heroes“ und „Near Dark“) vorhatten.
Auch wenn die Serie rein visuell nicht gut gealtert ist – vor allem die damalige Vorstellung von „Virtual reality“ wirkt heute reichlich albern –, ist ihre Radikalität immer noch beeindruckend und regelrecht verstörend, wenn dieser in einem Pappkarton übernächtigende Business-Soziopath (eine Mischung aus Patrick Bateman und Bud Fox aus „Wall Street“), der Sex mit seiner drogenabhängigen Stiefmutter hat, versucht, mit allen Mitteln zum Firmenpräsident eines großen Konzerns zu werden und dabei tatsächlich über Leichen geht.
Nur schade, dass bei der deutschen DVD dieser phänomenalen Serie auf die Extras der US-Version verzichtet wurde.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #102 Juni/Juli 2012 und Thomas Kerpen