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JELLO BIAFRA AND THE GUANTANAMO SCHOOL OF MEDICINE

Tea Party Revenge Porn

Die DEAD KENNEDYS ziehen seit Jahren schon als Coverband in eigener Sache mit einem Sänger durch die Lande, dessen Name mir weder geläufig ist noch mich interessiert. Das Gesicht und die Stimme der legendären Band, die zwischen 1978 und 1986 aktiv war, ist und bleibt für mich Jello Biafra. Im Gegensatz zu seinen alten Bandkollegen, mit denen er sich über finanzielle Dinge unrettbar zerstritten hat, ist seine Kreativität seit der Post-DK-Zeit ungebrochen. Diverse Kooperationen und entsprechende Alben entstanden, etwa mit MINISTRY, MELVINS, D.O.A. und NOMEANSNO, und seit 2008 hat er mit THE GUANTANAMO SCHOOL OF MEDICINE eine feste Band, mit Ralph Spight (ex-VICTIMS FAMILY) einen musikalischen Mitverschwörer. Mit „The Audacity Of Hype“ (2009) und „White People And The Damage Done“ (2013) entstanden zwei exzellente Alben, denen zur Corona-Unzeit und passend zur US-Präsidentschaftswahl nun das dritte folgt. Eigentlich verwunderlich, dass Biafra es so lange ausgehalten hat ohne neue Ansagen und Analysen zur US-Politik, aber dafür nutzt er seit einer Weile schon in unregelmäßigen Abständen seinen YouTube-„Podblast“ „What would Jello do?“. Dass es so lange gedauert hat, erklärte er im Interview unter anderem mit „Personalproblemen“: Gitarrist Kimo Ball hatte die Band schon vor den Albumaufnahmen verlassen, Ralph musste sich deshalb um zwei Gitarrenspuren kümmern. Vor neuen Shows irgendwann nach Corona will Biafra aber für Ersatz sorgen: „Ich will live diesen dicken Sound, diese Wechselwirkungen von zwei Gitarren.“ Grundsätzlich anders klingt „Tea Party Revenge Porn“ also nicht, für dessen Mastering diesmal der Live-Soundmann Kurt Schlegel verantwortlich war, im Gegenteil: JBATGSOM sind so druckvoll, frisch und einzigartig wie immer, die Unterschiede liegen eher im Detail, sind textlicher Natur: Mit „Boring day“, „No more selfies“ und „People with too much time on their hands“ sind Songs enthalten, in denen Jello, wie im Interview auch, für seine Verhältnisse erstaunlich persönlich wird. Was den Albumtitel und gleichnamigen Song betrifft, hat Biafra, der vor zwei Jahren sechzig wurde, eine filmische Referenz parat: „Diese Tea Party-Leute sind wie die Rednecks in dem Filmklassiker ‚2.000 Maniacs‘: Da kommen Touristen aus dem Norden in die Stadt und werden von den Geistern im Bürgerkrieg getöteter Südstaatler abgeschlachtet. Ja, dachte ich mir, genau so sind die.“ Eine alte Connection steckt auch hinter dem Coverartwork: einmal mehr stammt das von Jellos altem Freund Winston Smith – ein Fund aus Biafras riesigem Archiv. Meine Hits auf diesem Album? „We created Putin“ mit dem coolen Dub-Part, „Taliban USA“ und das sehr DK-like „Let’s go stare at bloody dead people“.