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BLUEBERRY

Jean-Michel Charlier, Jean Giraud

Die Kinder meines Jahrgangs lasen meistens „Silberpfeil“, „Bessy“ oder bestenfalls „Lucky Luke“, wenn es um Westerncomics ging. Wer aber einmal ein Zack-Heft in der Hand hatte, in dem „Blueberry“ damals häppchenweise veröffentlicht wurde, hatte das nächste Level erreicht und ein ernsthaftes Suchproblem, denn die Dosen, in die Zack die Geschichten zerstückelte, waren so klein, dass es keine gefühlte Ewigkeit dauerte, bis man eine fertig hatte (um bei mindestens drei anderen mittendrin zu stecken), es war eine echte Ewigkeit, vor allem bei „Blueberry“ von Jean Giraud aka Moebius, der hier seine ersten Großtaten in einem ausgelatschten Genre zu Papier brachte, mit einem Leutnant, der sich nicht durch Disziplin, Angepasstheit und saubere Uniformen auszeichnete.

Die Collector’s Edition versammelt dabei erstmals in neun Bänden das „Blueberry“-Gesamtwerk, das in Umfang und Entwicklung des Helden bis heute einzigartig ist. Einer der wenigen Charaktere, die sich über die Jahre kontinuierlich entwickelt haben und vor allem gealtert sind.

Im ersten Band erkennt man selbstverständlich bereits deutlich die Handschrift und den eigenen Stil von Giraud, wobei die drei enthaltenen Geschichten noch nicht so ausgefeilt und differenziert sind wie spätere Abenteuer, deren Storylines wie bei den besseren modernen Fernsehserien einen Gesamtrahmen und mehrere Handlungsstränge verfolgen.

Die Aufmachung im Hardcover mit Originalkolorierung auf edlem Papier sowie einem redaktionellen Teil ist liebevoll gemacht und absolut lohnenswert. Für ältere Comicfans, denen die Zack-Alben unter den Fingern zerbröseln, und Western-Comic-Aficionados ein echtes Muss.