Nachdem Anfang 2011 mit „Queen“ (1973), „Queen II“ (1974), „Sheer Heart Attack“ (1974), „A Night At The Opera“ (1975) und „A Day At The Races“ (1976) die ersten fünf Alben der Briten in remasterter Deluxe-Ausstattung, inklusive Bonus-CD mit je fünf oder sechs Non-Album-Versionen und Booklet mit Texten, Fotos und (spärlichen) Linernotes neu aufgelegt wurden, kam einige Monate später die zweite Ladung der unter Aufsicht von Brian May und Roger Taylor klangtechnisch aufbereiteten Alben.
Als da wären: „News Of The World“ (1977), „Jazz“ (1978), „The Game“ (1980), „Flash Gordon“ (1980) und „Hot Space“ (1982), ergänzt durch „Deep Cuts 2“, einer an „Deep Cuts“ anschließenden Zusammenstellung von seitens May und Taylor ausgewählter Stücke dieser fünf Alben – nicht die offensichtlichen Hits, sondern den beiden Musikern besonders am Herzen liegende Stücke.
Los geht’s mit „News Of The World“. Andere machten 1977 Punk, doch QUEEN blieben davon seltsam unberührt. Ihre Ansage war statt „Fuck you!“ das sattsam bekannte „We will rock you“, der Opener von „News ...“, direkt gefolgt von „We are the champions“.
Zugegeben, die Lieder liegen auf der Peinlichkeitsskala gleichauf mit „Smoke on the water“ von DEEP PURPLE, aber wie bei so vieler Musik, die man aus einer Zeit kennt, bevor man zum erwachsenen, denkenden Menschen wurde, kann man sich auch hier eines gewissen Gänsehaut-Gefühls nicht erwehren, was immer es auch auslöst.
Lasst die Idioten ruhig mitsingen, auch die OBI-Werbung konnte „We will rock you“ nicht töten – aber fast ... „Sheer heart attack“ an dritter Stelle ist dann die größte Annäherung von QUEEN an Punk – minus des Chorgesangs wäre das eine passable Punknummer gewesen.
Danach das genial betitelte „All dead, all dead“ – seltsam, dass sich noch keine Band so genannt hat. Drei Hits auf einem Album – welche Band schafft das heutzutage noch? Auch „Jazz“ von 1978 enttäuscht in dieser Hinsicht nicht: „Mustapha“ ist der genial-schräge Opener – würde man heute ein Lied mit so einem schrägen Text wie „Mustapha Ibrahim, Allah will pray for you“ veröffentlichen – irgendwelche Irren würden sofort Bombendrohungen ausstoßen.
Und so unkorrekt geht es weiter, mit der sicher irgendwelche Feministinnen aufregenden grandiosen Ode an die fettärschigen Frauen dieser Welt, „Fat bottomed girls“, denen aber zugestanden wird, die „rocking world“ am Laufen zu halten.
Entsprechend war seinerzeit auch das Cover-Artwork: halbnackte Frau von hinten auf dem Fahrrad. Auf der anderen Single „Bicycle race“, der nächste QUEEN-Klassiker von diesem Album. Dazu gab’s damals ein (hier im Booklet abgedrucktes) Poster des Starterfelds eines Radrennens mit nackten Frauen.
Drollig. „Don’t stop me now“ ist der vierte Hit des Albums, das insgesamt durch straighte, laute Rock-Songs charakterisiert wird. Definitiv eine der besten QUEEN-Platten. Weiter ging es 1980 mit „The Game“, und schon der Opener ist einer der ersten Hits: „Play the game“.
Mein Überhit allerdings ist das zynische „Another one bites the dust“ mit seinem Monster-Groove, das trotzdem rockt. Ganz klassischer Rockabilly dann „Crazy little thing called love“, und der vierte Hit ist der hymnische Pathos-Rocker „Save me.
Zehn Songs, vier für die Best Of QUEEN-Sammlung – keine schlechte Quote. In den USA bis heute das bestverkaufte QUEEN-Album – und das erste, auf dem die Band mit einem Synthesizer arbeitete.
Ebenfalls 1980 erschien der Soundtrack zum trashigen Science Fiction-Film „Flash Gordon“, der auf dem gleichnamigen Comic basierte. Den Soundtrack komponierten fast im Alleingang QUEEN, so dass er meist als reguläres QUEEN-Album aufgeführt wird, obwohl es bis auf „Flash’s Theme“ und „The Hero“ instrumental ist und mit vielen Szenen aus dem Film arbeitet.
So trashig wie der Film ist auch der Soundtrack, so übertrieben und bombastisch wirken Effekte und Musik – aber mir machte das damals schon Spaß, also muss ich mich für befangen erklären.
„Hot Space“ von 1982 schließlich ist über weite Strecken eine harte Prüfung. Keine klassischen QUEEN-Rock-Kracher, Brian Mays Trademark-Gitarrensound ist kaum zu vernehmen (May und Taylor waren seinerzeit wohl auch recht unglücklich mit dem neuen Sound der Band), stattdessen viele Einflüsse aus R&B, Funk und Disco – nicht meine Sache.
Einzig das geniale „Las palabras de amor (The words of love)“ und das superbe Duett von David Bowie und Freddie Mercury in „Under pressure“ reißen es raus – „Under pressure“ ist für mich sowieso einer der fünf besten QUEEN-Songs und auch im Bowie-Kanon ganz oben anzusiedeln.
Letzterer Song wirkt an letzter Stelle des Albums beinahe wie ein Fremdkörper, wurde auch schon 1981 außerhalb der Album-Sessions (die in München stattfanden) eingespielt. Eine der unbeliebteren QUEEN-Platten, und besser wurde es ab da auch nicht mehr ...
Dennoch: Rosinenpicken gilt nicht, entweder man hat alle Platten im Schrank oder keine.
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