MEMME FATALE

Jamiri

Der gebürtige Hattinger Jan-Michael Richter dürfte in ähnlicher Form mit dem Ruhrgebiet verbunden sein wie etwa fil mit Berlin, ohne dass seine Themen typisch für den Ruhrpott wären. Lokalkolorit spielt dabei dennoch eine Rolle, zumindest bei den Leuten, die wissen, wovon Jamiri da redet, etwa von seiner angeblichen Stammkneipe „De Prins“ in Essen-Rüttenscheid.

Ansonsten redet Jamiri vor allem über sich selbst, was schon so war, als ich das erste Mal über den Comic-Zeichner im nicht mehr existenten Ruhrgebiet-Stadtmagazin Marabo stolperte, inzwischen kann man seine Arbeiten auch regelmäßig bei Spiegel Online und im Studentenmagazin Unicum bewundern.

Bemerkenswert an Richter ist sicherlich auch, dass er von seiner Kunst tatsächlich leben kann, was man aufgrund von „nur“ zwölf Comicbänden seit 1994 nicht unbedingt vermuten würde. Hinzu kommt die starke Konzentration auf seine Person beziehungsweise sein Alter Ego und seine direkte Lebensumgebung, weshalb viele seiner einseitigen, auf zwei oder drei Bilder reduzierten Strips oft in den eigenen vier Wänden spielen.

Ein recht egozentrisches, beschränktes Universum, das Richter seinen Lesern da anbietet, aber nach dem Lesen seiner neusten Veröffentlichung – nach längerer Jamiri-Abstinenz meinerseits – kommt man zu dem Schluss, dass MEMME FATALE möglicherweise einer der witzigsten Comics der letzten Zeit ist.

Das liegt vor allem daran, wie Jamiri banale Alltagsereignisse – seien sie erfunden oder nicht – auf ungemein selbstreflexive, kluge und ironische Weise verarbeitet, womit sich eigentlich jeder identifizieren kann.

Insofern enthält MEMME FATALE mehr Weisheiten über das Leben an sich als irgendwelche philosophischen Abhandlungen, über die man in der Regel auch nicht so herzhaft lachen kann.