Wenn man sich die Bilder im Booklet der Isländer anschaut, sollte der Plattentitel besser "Der erste Streich" heißen, vielleicht sogar "Lausbubenstreich", bei dem Alter. Noch keine 16 Jahre im Durchschnitt, mein Tipp.
Trotzdem legen die sechs aus Hafnarfjörur ein fantastisches Debüt vor und der Gesang von Gunnar Bergmann klingt eher nach vielen Whiskey und Zigaretten, denn nach Brause und Kaugummi. Dass aus dem kleinen Land im hohen Norden großartige Musik kommt, wissen wir schon länger, aber hier kündigt sich Großes an.
Das Album enthält 12 Songs, abwechslungsreich, gut instrumentiert, teils mit Streichern und feinen Orgel/Keyboard-Melodien. Gespielt mit unglaublicher Power, immer nach vorne, keine Pause, Punkrock als Motor, angereichert mit feinsten Zutaten von Garage, 60s und Pop.
Auch Bandvergleiche fallen mir nach dem zweiten, dritten Durchgang ein, ART BRUT auf Speed, vielleicht experimentellere HIVES, egal, passt alles nur so halb. Auch textlich gibt es nichts zu meckern, mit einem Augenzwinkern werden "His lyrics are disastrous", "I've got a date with my television" (inkl.
deutscher Textzeilen wie: "Siehst du mich am Fernseher, komm raus und sprich zu mir") oder "Nice guys don't play good music" vorgetragen. Als "Belohnung" für den guten Auftritt beim Icelandic Festival dürfen sie nun die KAISER CHIEFS supporten und die Engländer haben schon ihre Fühler ausgestreckt.
Der vielleicht nächste Hype hin oder her, die Platte ist einfach coole Scheiße und hat deshalb 10 Punkte verdient! (10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #75 Dezember 2007/Januar 2008 und Jürgen Schattner