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ISKANDR

Spiritus Sylvestris

Die Niederlande sind nicht die schlechteste Adresse für innovativen und eigenwilligen Black Metal, man nehme nur die inzwischen leider aufgelösten URFAUST, die es immer verstanden, über den Tellerrand stereotyper Genre-Vorgaben hinauszuschauen. ISKANDR ist das Soloprojekt von Omar Kleiss, der bei Eisenwald seit 2018 bereits drei Longplayer veröffentlichte, meist unterstützt von Drummer Mink Koops von FLUISTERAARS, deren Platten ebenfalls bei Eisenwald erschienen. Bei ISKANDR muss man die Frage stellen, inwiefern das überhaupt noch was mit Black Metal zu tun hat. Extrem atmosphärisch klangen ISKANDR zwar immer, aber eben anders als etwa WOLVES IN THE THRONE ROOM, die sich nie komplett von bestimmten Black-Metal-Elementen verabschiedet hatten. Im Gegensatz zum Vorgänger „Vergezicht“ von 2021 ist beim beschwörenden, meist im Midtempo-Bereich angesiedelten Sound von „Spiritus Sylvestris“ kaum noch etwas von gewittriger Black-Metal-Raserei zu spüren. Schon der cleane, melancholische Gesang unterscheidet sich deutlich vom bekannten, oft etwas überzogenen Gekeife des Genres und würde jeder Wave-Gruft-Band der frühen Achtziger alle Ehre machen. Und so wirken ISKANDR diesmal eher wie eine psychedelisch-doomige und folkige Variante von frühen DEAD CAN DANCE oder LAIBACH als wie eine echte Metalband, was ihr neues Album aber ungemein reizvoll macht.