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ISIDOR #1

Wunderbar, ein weiteres neues Fanzine am deutschen Punkrock-Himmel. Ich erinnere mich an eine Zeit in den Neunzigern, wo wir im Plastic Bomb (für das ich früher schrieb) 100 bis 150 (!) verschiedene Fanzines pro Ausgabe besprachen. Im heutigen digitalen Zeitalter sind die Print-Zines auf ein absolutes Minimum zusammengeschrumpft oder werden im Kollektiv mit vielen aktiven Schreibern gestaltet. Daher freut es mich sehr, dass nun Bernd Spring aus Höchstädt an der Donau in Bayern sein eigenes Zine auf die Beine gestellt hat. Bernd habe ich durch seine Layouts für das Power It Up-Label kennen und schätzen gelernt, da er in der Regel die Booklets der LP-Wiederveröffentlichungen von vielen Bands sehr cool und ansprechend gestaltet. Hinzu kommt mein Erstaunen über seine Leistung als Extremsportler, der als Multiple-Marathon-Läufer teilweise mehrere hundert Kilometer am Stück unterwegs ist. Respekt! Bernd setzt seinen Fokus immer auf die Berichterstattung und Interviews mit Leuten/Bands, die ihm wichtig sind. Dreißig Jahre lang hat Bernd kein Fanzine mehr gemacht, aber er hat es nicht verlernt. Interviewt hat er zum Beispiel FOGDRIVER aus Heidenheim (Psychedelic-Spacerock, Progressive Post-Rock), Markus vom Soundcircus Plattenladen in Ulm und Stoffel von YACØPSÆ, der eindrücklich und spannend erklärt, warum man die Songs der aufgelösten New Yorker Indie-Band FOUNTAINS OF WAYNE lieben sollte. Im Isidor-Zine geht es aber auch eher um die Geschichten, die das Leben schreibt, ohne dass eine Beteiligung an einer Band, einem Label oder was auch immer gegeben sein muss. Mit Martin Jäger, Sänger der Grindcore-Band BLOOD, verbindet Bernd Spring die gemeinsame Vorliebe für das Laufen, daher wird über das Laufen sinniert und wir erfahren Details über ihre Laufschuhe („Praise the unholy shoelace“). Spannend auch der Artikel über die Filmproduktionsfirma Cannon, die bis 1989 für 125 Kinofilme verantwortlich war, in denen es mit Stars wie Sylvester Stallone, Charles Bronson, Jean-Claude Van Damme, Chuck Norris oder Michael Dudikoff immer um den Krieg gegen Vietnam ging. Um einen Film geht es dann auch in „Urlaub auf der Insel der Irren“, nämlich um den ersten Sciene-Fiction-Horror-Splatter-Streifen Neuseelands. Was es nicht alles gibt! Dazu kommt noch eine Menge weiterer spannender Themen, die von einer Reihe sehr kompetenter Reviews ergänzt werden. Top erste Ausgabe! Im April 2022 soll die nächste Nummer erscheinen. Ich bin gespannt.