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INGRINA

Siste Lys

Neben allen Schikanen, Ablenkungen und Ausreizungen sämtlicher Konzentrationsdefizite, die das Phänomen Homeoffice für mich mit sich gebracht hat, ging aus dem zumindest eine erfreuliche Einsicht hervor: das wunderbare Match zwischen kleinteiliger Textarbeit am Schreibtisch und schnellem Metal, aus den Boxen kommend, die hinter ebenjenem stehen. War Musikhören bisher in Bibliothek oder Büros ein No-Go, weil In-Ear-Kopfhörer zu nah am Hirn sitzen, um das Organ nicht von seinen eigentlichen Aufgaben abzulenken, hat der im Raum vibrierende Sound nun überraschend gegensätzliche, nämlich stimulierende Wirkung. Auch hier gibt es aber klare Einschränkungen: entweder den Kopf umkreisender Ambient oder aber das Hirn massierende Blastbeats. Das im Zeitraum der Pandemie geschriebene, aufgenommene und produzierte neue INGRINA-Album verbindet diese beiden Extreme. Düstere, dabei immer hochlebendige Soundscapes wechseln sich ab mit aufbrausenden Riffs, deren Post-Metal-Gitarrenpassagen von eklektischen Drums vorangetrampelt werden. Die sechs Tracks auf „Siste Lys“ fließen in ihren so unterschiedlichen Energieniveaus zu einem Ganzen zusammen, werden zu einer einzigen dunklen zähflüssigen Welle, die über die Hörerin ebenso überwältigend hereinbricht wie sie sie einnehmend ummantelt.