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INFINITY POOL

Ob es Brandon Cronenberg, dem Sohn von David Cronenberg, in „Infinity Pool“ primär um Kritik ging an Reisen in sauteure Luxusressorts von Menschen mit zu viel Geld und zu wenig Bewusstsein dafür, dass man sich dabei auch oft in politisch fragwürdige Länder begibt und in seiner Wohlfühloase isoliert von der tatsächlichen Lebensrealität der dort lebenden Bevölkerung seinen Urlaub ohne schlechtes Gewissen genießt, sei mal dahingestellt. Jedenfalls fällt der Apfel nicht weit vom Stamm, und so waren die bisherigen Spielfilme von Cronenberg Jr., „Antiviral“ (2012) und „Possessor“ (2020), subversiv, surreal und verstörend hinsichtlich ihrer Bilder und Themen – wie die Beziehung zwischen Körper und Geist und Fragen zur menschlichen Identität –, auch wenn seine Geschichten zwischen Satire, Horror und Science Fiction nicht gut zu Ende erzählt waren. Mehr Unterhaltungswert als die drögen letzten Arbeiten seines Vaters besaßen sie allemal. In „Infinity Pool“, der jetzt ohne Bonusmaterial, aber ungeschnitten auf DVD und Blu-ray erschien, spielt Alexander Skarsgård einen Autor, dessen Urlaub im luxuriösen Resort eines fiktiven Inselstaats zu einem halluzinogenen Höllentrip wird, da es das dortige bizarre Justizsystem zulässt, dass man sich selbst im Falle eines Mordes gegen Geld freikaufen kann – hingerichtet wird stattdessen ein perfekt geklontes Duplikat. Das öffnet dem unmoralischen, hedonistischen Treiben einiger dekadenter Touristen Tür und Tor, in deren Fänge der naive Autor gerät. Wirklich plausibel ist Cronenbergs Film zwar nie – dessen Titel sich auf kantenlose Schwimmbecken bezieht, deren Wasser scheinbar im Nichts oder in der Unendlichkeit verschwindet –, aber lässt ihm genug Raum für jede Menge provokante Grenzüberschreitungen abseits des üblichen Mainstreamkinos, unterlegt von Tim Heckers düsterem Drone-Score.