IN GUTEN HÄNDEN

Mal wieder einer dieser fragwürdigen deutschen Titel, und so wurde aus „Hysteria“ „In guten Händen“, Tanya Wexlers erst dritte Regiearbeit seit 1998. Aber wer will einen Film auch schon „Hysterie“ nennen, vielleicht höchstens John Waters.

Aber genau darum geht es, um die Behandlung der Hysterie. Im London des Jahres 1880 galt dieses vermeintliche Krankheitsbild vor allem als Sammelbegriff für eine Vielzahl nicht klar umrissener weiblicher Beschwerden, was noch bis 1952 der Fall war.

In historischer Hinsicht bemüht sich „In guten Händen“ also um eine möglichst akkurate Darstellung der damaligen Behandlungsmethoden dieser „Frauenkrankheit“, macht sich allerdings auch von Anfang an über den recht naiven Umgang der Mediziner mit der weiblichen Sexualität vor dem Hintergrund der damals herrschenden viktorianischen Prüderie lustig, die dabei im Sinne des Titels alle Hände voll zu tun haben.

Wie gut, dass zur selben Zeit tatsächlich jemand den elektrischen Vibrator erfand, der natürlich nicht mehr unbedingt zum Inventar heutiger Arztpraxen gehört. Der kommt den Doctores allerdings gerade recht, um ihre überstrapazierten Hände bei der Behandlung der ziemlich begeisterten weiblichen Patienten zu schonen.

Unter der Regie eines John Waters hätte aus „In guten Händen“ sicherlich ein recht schlüpfriger und geschmacklich fragwürdiger Film werden können, aber da hier eine Frau im Regiestuhl saß, erfährt diese durchaus provokante Thematik eine recht behutsame und fast schon konservative Umsetzung.

Deshalb kategorisierten manche Kritiker „In guten Händen“ auch wenig schmeichelhaft als konventionellen Wohlfühlfilm, aber dafür besitzt er extrem viel Charme und auch ernstzunehmende aufklärerische Tendenzen hinsichtlich der Unterdrückung weiblicher Leidenschaft.