IN EINEM SATTEL MIT DEM TOD

Burt Kennedys Western HANNIE CAULDER (so der nüchternere Originaltitel) ist ein wunderbares Beispiel für geschmacklich äußerst grenzwertiges Marketing. Denn auf einem alten Filmplakat, das auch die britische DVD schmückt, sieht man ein nettes Gruppenbild, auf dem Hauptdarstellerin Raquel Welch von drei Herren umringt wird: Ernest Borgnine, Strother Martin und Jack Elam.

Wenn man den Film kennt, ist das allerdings eine ziemlich bizarre Szene, zumal die Welch hier aufreizend breitbeinig mit einem dünnen weißen Kleidchen, das ihre Beine nur notdürftig bedeckt, abgelichtet wurde, denn diese drei Herren haben ihren Mann umgebracht, sie vergewaltigt und ihr Haus niedergebrannt.

Was genau will uns dieses Plakat also damit sagen? Auf der deutschen DVD hingegen ist Frau Welch quasi komplett nackt, wäre da nicht der Pistolengurt und ein lässig übergeworfener Poncho, das Gruppenbild findet man hier auf der Rückseite, aber in einer unscheinbareren Variante.

Der Film selbst ist eine pseudofeministische Version bekannter Italowesternmotive beziehungsweise ein DEATH WISH-Vorläufer im Western-Ambiente. Denn die simple, teil etwas platte Geschichte erzählt vom Rachefeldzug besagter Hannie Caulder, die den Clemens-Brüdern den Garaus machen will, die sie zur Witwe gemacht haben.

Eine Zwischenstation ist dabei ihr Zusammentreffen mit einem Kopfgeldjäger - der Bounty Hunter with a heart wird von Robert "I Spy" Culp gespielt -, der ihr das Schießen beibringt. Zwischendrin taucht auch noch Christopher Lee in einer ungewohnten Rolle als freundlicher Waffenschmied auf.

Das Problem von HANNIE CAULDER ist, dass man ihn manchmal einfach nicht richtig ernst nehmen kann, was auch an Frau Welch liegt, die zwar mit jeder Menge Sex Appeal gesegnet ist, aber die rachsüchtige Pistolenbraut niemals glaubwürdig verkörpern kann, wenn sie dabei nicht sogar regelrecht unbeholfen wirkt.

Die gesamte Rachestory ist inzwischen eh völlig abgenudelt - vielleicht war das 1971 ja noch nicht der Fall -, weshalb Burt Kennedys Film nicht mehr als ein durchaus unterhaltsames Kopieren des Italowesterns mit amerikanischen Mitteln darstellt.

Allerdings handelt sich hier sogar um eine britische Produktion der Tigon British Film Productions, die überwiegend Horrorfilme herausgebracht haben. Dass den Film noch ein "keine Jugendfreigabe"-Etikett ziert, hat sicher damit zu tun, dass bei den blutigen Shootouts Sam Peckinpah deutlich seine Spuren hinterlassen hat, so richtig spektakulär ist das aber auch nicht mehr.

Westernfans können hier durchaus mal einen Blick riskieren, alle anderen werden an diesem wenig kreativen und sehr vorhersehbaren Film nicht allzu viel Spaß haben, nicht zuletzt wegen seiner befremdlichen Exploitation-Elemente.

An der Bild- und Tonqualität gibt es nicht viel zu meckern, die Extras sind überschaubar: der Trailer und eine amüsante Super 8-Fassung, die gerade mal neun Minuten läuft.