Foto

I’M STILL ALIVE – Im Fadenkreuz der Mafia

Asaf Hanuka, Roberto Saviano

Roberto Saviano, Jahrgang 1979, Journalist aus Neapel, veröffentlichte 2006 das Buch „Gomorra – Viaggio nell’impero economico e nel sogno di dominio della camorra“ – auf Deutsch „Gomorrha. Reise in das Reich der Camorra“. Er beschreibt darin die Machenschaften und Mechanismen der Mafia, wie diese die Menschen und die Gesellschaft zerstört. Kein Kinofilm- oder Netflix-Serienkitsch, sondern die brutale Wahrheit – was später wiederum auch in Form der fast unerträglich düsteren Serie „Gomorrha“ verfilmt wurde. In diesem Comicband geht es aber nicht um eine zeichnerische Umsetzung des quasi-dokumentarischen Inhalts von „Gomorrha“, sondern es ist eine Art Autobiografie. Kein detaillierter, chronologischer Abriss von Savianos Lebensgeschichte, sondern der Versuch darzustellen, wie es sich so lebt als – genau das war und ist der Fall – quasi verfemter „Nestbeschmutzer“. Speziell der faschistoide Minister Salvini, der hier nur am Rande erwähnt wird (als es um Savianos Einsatz für Bootsflüchtlinge geht) tat sich hier hervor. Saviano erzählt, dargestellt in eher nüchternen, „glatten“ Bildern, wie er seit 2006 lebt und wie es ihm geht als jemand, der unter Personenschutz steht, der sich verstecken muss, der jederzeit erschossen werden könnte von einem Mafia-Killer. Es ist eine düstere Geschichte von einem, der über sich selbst sagt: „Ich bin ein zerbrochener Mann.“ Und der dennoch der Meinung ist, das Richtige getan zu haben und zu tun – zu einem extrem hohen Preis. Die TV-Serie konnte ich nicht zu Ende schauen, zu viel Gewalt und Nihilismus. Saviano kann sich diesen Luxus nicht erlauben, es ist sein Leben. Und er gibt nicht auf. „I’m Still Alive“ ist ein trotziges, ermutigendes Buch.