„Im Land der Frühaufsteher“, der Slogan, mit dem Sachsen-Anhalt wirbt, und all die positiven Konnotationen, die damit verbunden sind, muss für asylsuchende Menschen wie ein Hohn klingen. Bulling berichtet in ihrem Comic „Im Land der Frühaufsteher“ über deutsche Zustände.
Zustände, die unmenschlich sind und Irritationen hervorrufen. Sie verleiht den Menschen eine Stimme und ein Gesicht, die oft nur geduldet werden. Durch persönlich Gespräche mit Betroffenen und Recherche vor Ort vermittelt sie in „Im Land der Frühaufsteher“ ein authentisches Bild vom Leben als Geduldeter.
Ein Leben, das geprägt ist vom alltäglichen Rassismus und absurden Gesetzen wie der Residenzpflicht, die einmalig in Europa ist. Die Residenzpflicht besagt, dass der oder die Asylsuchende sich nur in dem Landkreis/Bezirk aufhalten darf, in dem die für ihn/sie zuständige Asylbehörde liegt.
Eindrucksvoll schafft es die Zeichnerin Paula Bulling, den Lesern zu vermitteln, wie fremd man sich in einem Land vorkommen kann, wenn man die Sprache nicht spricht. Über mehrere Seiten zeigt sie in „Im Land der Frühaufsteher“ ein Gespräch von Einwohnerinnen in einem Heim, die sich auf Mòoré unterhalten, die Sprache der afrikanischen Mossi, ohne den Lesern eine Übersetzung anzubieten.
Ihre eigene Position als weiße, privilegierte Comiczeichnerin reflektiert sie ebenfalls und demonstriert damit, dass sie sich intensiv mit dem Thema und seiner Darstellung auseinandergesetzt hat.
Gleiches gilt auch für Lettering und die künstlerische Gestaltung. Beide kommen oft sperrig daher und erschweren zunächst die Zugänglichkeit, doch sind sie der Sache angemessen und spiegeln letztendlich nur die Thematik von „Im Land der Frühaufsteher“ wider.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #104 Oktober/November 2012 und Kat Haze