Der Gesang in der Mitte des Openers „Japan“ oder in „Work“ ist die Schneise der wohlklingenden Ruhe, die ich schon bei dem ersten Album „Masada“ so mochte. Mit „II“ knüpfen MASADA aus Erlangen nahtlos an ihren Sound an. Dieser bewegt sich zwischen ruhigen Gitarrenparts, catchigem Gesang und einer gehörigen Mischung aus Wut und Verzweiflung. Das ist kein Geballer-Album, die Songstrukturen entfernen sich vom durchgängig knüppelnden Screamo, ohne diesen jedoch zu vergessen. Darin liegt die Stärke der LP, die sich hierin ein wenig vom Vorgänger unterscheidet: Es wird mehr und mehr durch den nicht schreienden Gesang bestimmt. Die Melodien, ob durch die Instrumente oder den Gesang hervorgerufen, dümpeln nicht im belanglosen Wechsel zwischen den so genannten „lauten Parts“, sie ergänzen diese wohlklingend und sind für mich eher das Grundgerüst des Ganzen. Die Nuller-Jahre-Note sonstiger Screamo-Bands klingt deutlich durch, die ernstgemeinte Pathetik überstrahlt das gesamte Album. Ich kaufe ihnen jede Zeile und jeden Part ab und kann mich zudem bei jedem nochmaligen Hören an einer neuen Stelle erfreuen (derzeit ist es die Melodie der Gitarre ab 0:20 bei „Quiet reloaded“). Dieser musikalische Abwechslungsreichtum ist selten bei Screamo-Alben. Das macht dieses Album aus und damit für mich zu einem der Favoriten der letzten Jahre.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #160 Februar/März 2022 und David Gabriel
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #127 August/September 2016 und Julius Lensch