ICEAGE

You Are Nothing

2011 erschien mit „New Brigade“ das Albumdebüt von ICEAGE aus der dänischen Hauptstadt Kopenhagen – und das Label schwingt sich zur Behauptung auf, die Band sei dafür „weltweit als Erneuerer des Punk“ gefeiert worden.

Jaaaa, sicher ... und der neue Papst ist ein liberaler Befreiungstheologe. In der Tat war das düster-noisige, wütende Erstlingswerk eine interessante und spannende Platte, aber der neue Heiland des Punkrock ist Elias Bender Rønnenfelt sicher nicht.

Daran ändert auch das gelungene zweite Album „You Are Nothing“ nichts, das weltweit auf dem US-Label Matador veröffentlicht wurde – Glückwunsch, so viele europäische, geschweige denn dänische Bands gibt es nicht, die durch einen Release auf diesem renommierten Label geadelt werden.

Punk/Hardcore im brutalen, rohen Sinne etwa von OFF! oder AC4 sind ICEAGE nicht, ihr Sound ist dunkler, verzweifelter, mit einer Prise Achtziger-Goth und einem Hauch pulsierender WIPERS-Dynamik abgewürzt, und selbst wenn ihnen bei einem Song wie „It might hit first“ die jungen Pferde durchzugehen scheinen, fehlt mir der brutale, nihilistische Zerstörungswille, den andere Jungspunde wie CEREBRAL BALLZY ausstrahlen.

Stattdessen taucht hier eine Spur dieses „neuen“ Hardcores auf, wie ihn DEFEATER, GOODTIME BOYS oder LA DISPUTE spielen, was vielleicht daran liegt, dass hier die Texte über weite Strecken eher atemlos und hektisch gerufen, gesprochen werden, anstatt sie snotty und brutal zu bellen.

Da erkennt man auf charmante Weise die stimmlichen Grenzen, etwa bei „In haze“ oder „Morals“. „You Are Nothing“ ist eine atemlose, wütende Platte, die Verzweiflung und Wut gleichermaßen ausstrahlt, und ICEAGE als Band schaffen es, bekannte Zutaten besser als viele andere Bands spannend aufzuarbeiten – wo sie das hinführt, wird sich zeigen.