I WALK THE LINE

Language Of The Lost

Keine zwei Jahre liegen zwischen dem überraschendem „Black Wave Rising“ (Review #78) und dem neuen Werk der fleißigen Finnen. Und dieses tut hörbar gut, wirkt wie ein Befreiungsschlag, obwohl es thematisch in tief zerrissene Seelen blicken lässt – „Die Sprache der Verlorenen“ in zehn düsteren Kapiteln.

Musikalisch präsentiert sich die Band hier so stimmig, kompakt und spannend wie noch nie. Jawohl, auch ein viertes kann ein bestes Album sein. Was auf dem Vorgänger noch dezent begonnen wurde, fortan als neuer Status quo galt, gilt hier erst recht: Sphärische Wavesounds, Schlagzeugspiel weitab der 4/4-Norm und latente Weltuntergangsstimmung als thematische Klammer.

Herzlich willkommen im Schattenreich des bunten Punk-Zirkus, den die Band weiter gen eigenen Sphären verlässt. Synthies ersetzen Hammond, progressive Songstrukturen die klassischen. Treibende Rhythmen lassen den einstigen puren Punkrock fast vergessen.

Aber nur fast, denn IWTL sind auch 2010 IWTL. Wäre auch schade um die eingängigen Punkriffs, die fast in jedem Song von tollen Melodiebögen begleitet wurden und auch werden. „Backfire“, „Every stone left unturned“ und „Lost frequency“ grooven sich sofort ins Gehör.

„Neon lights“ und „Sleepwalking (To the end of the world)“ hingegen, sind die bisher progressivsten Songs mit mächtigem Elektro-Touch und sind verdammt eingängig. „Kill your friends“ ist ein „nettes“ halbakustisches Stück über zwischenmenschliche Enttäuschungen.

Der für mich beste Song des Albums ist das abschließende „When the roads are running out“. Groovender, versetzt gespielter Rhythmus und der intensive Refrain garantieren Suchtpotenzial. Eher Eighties als späte Seventies, aber essentieller denn je.

Kurzum: zehn unentbehrliche Tracks für die Weltuntergangsparty. Klasse!