Das Schlimmste an amerikanischem Country ist, gerade bei aktuellen Bands, wenn er zu puristisch daherkommt und in Folge einfach nur langweilig und uninspiriert wirkt. Ein gutes Beispiel, wie man so was vermeidet, ist sicher Neko Case, ebenso wie Laura Cantrell, die zufälligerweise auch noch aus Nashville stammt, dem Herz der amerikanischen Countrymusik.
"Humming By The Flowered Vine" ist Cantrells dritte Platte und sicher alles andere als puristisch, denn die Dame mit der wunderschönen, femininen Stimme bedient sich bei Country ebenso wie bei Rock- und Pop-Einflüssen, was sich auch in der dichten, akzentuierten Instrumentierung niederschlägt.
Cantrell überschreitet dabei die Grenzen des Genres, ohne übermäßig revolutionäre Sounds zu erzeugen, dafür gibt ein makelloses Songwriting und nahezu perfekte, dem Ohr schmeichelnde Songs, mit traditionellen Wurzeln, aber in intelligenter Weise auf den neusten Stand gebracht, alleine schon produktionstechnisch.
Diese singende Anwältin, die schon seit Anfang der 90er irgendwie mit Musik zu tun hat und mittlerweile in New York beheimatet ist, macht hier alles richtig und wäre in dieser Form auch noch eine Zierde für die Grand Ole Opry.
Der einzige Makel an dieser Platte ist höchstens, dass nur drei der zehn Songs wirklich aus ihrer Feder stammen, eine ist die Lucinda Williams-Komposition "Letters", während "And still" von Dave Schramm stammt, der auch bei drei Songs mitspielt, und auf "And still" noch durch Joey Burns und John Convertino von CALEXICO unterstützt wird.
(08/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #61 August/September 2005 und Thomas Kerpen