HOUSE OF CARDS

Dank erfolgreicher eigenproduzierter Serien wie „House Of Cards“ bekommen deutsche Video-on-Demand-Anbieter im Herbst wohl Konkurrenz durch die amerikanische Firma Netflix. Dieser Erfolg ist allerdings mal wieder geschicktem Recycling kreativer Leistungen anderer Länder zu verdanken, denn bereits Anfang der Neunziger produzierte die BBC die gleichnamige Vorlage dafür in Form einer dreiteiligen Miniserie.

Die wiederum basierte auf einer Roman-Trilogie von Michael Dobbs, der vor seiner Karriere als Bestsellerautor reichlich Erfahrungen als britischer Politiker der Konservativen Partei sammeln konnte, die natürlich auch in seine Arbeiten einflossen.

Der Antiheld von Dobbs Geschichten ist Francis Urquhart, parlamentarischer Geschäftsführer der Tories, der nach dem Rücktritt von Margaret Thatcher mit allen Mitteln versucht, selber Premierminister zu werden.

Politik ist ein schmutziges Geschäft, das ist allgemein bekannt, aber Urquharts Intrigen offenbaren dennoch eine erschreckende, von Moral und Ethik völlig befreite Skrupellosigkeit. Erstaunlich, wie negativ Dobbs seine machthungrige Hauptfigur letztendlich charakterisierte und damit auch kein gutes Haar an den politischen Verhältnissen in England ließ.

Das verweist darauf, dass Urquhart eigentlich keinen realexistierenden Politiker porträtieren sollte, sondern eher Shakespeare-Dramen wie „Macbeth“ oder „Richard III.“ entsprungen war. Dementsprechend diabolisch wird Urquhart auch von Ian Richardson in der Serie verkörpert, der zuvor schon in Theateraufführungen von Shakespeare-Stücken auf der Bühne stand.

In Deutschland erschienen jetzt die ersten beiden Teile von „House Of Cards“ auf zwei separaten Doppel-DVD-Boxen, die davon zeugen, was doch für exzellente TV-Serien in England produziert wurden – und das nicht erst seit den Neunzigern.