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LUDWIG VON 88

Houla La! / Sprint / 17 Plombs Pour Péter Les Tubes

In grauer Vorzeit, es muss 1989 in einer der ersten Ox-Ausgaben gewesen sein, nahm ich LUDWIG VON 88 erstmals wahr, weil Fabsi vom Weser Label und den MIMMI’S damals Platten von der Band aus Paris veröffentlichte – ich bin mir nicht mal sicher, ob ich mir bewusst war, dass die Band mit dem deutsch klingenden Namen keine deutsche Funpunk-Band war, damals, als auch DIE GOLDENEN ZITRONEN noch Quatsch und nicht Kultur waren.

In Frankreich gehörte die bereits 1983 gegründete Band damals schon neben BERURIER NOIR zu den ganz Großen des Genres. Bis 1999 waren LUDWIG VON 88 aktiv, hatten sich einen Namen gemacht als anarchische Unterhaltungsmaschine, deren stundenlange Shows eher was von einer Revue hatten, wo die Bandmitglieder in verschiedenen Kostümen und als unterschiedliche Charaktere auftraten, es Konfetti regnete und auch wild gecovert wurde.

Dabei war der Klamauk nie Selbstzweck, die Band durchaus politisch – und sie ist es noch oder wieder, denn nach Phasen der Ruhe sind sie wohl seit 2016 wieder aktiver. Und so wurden in den letzten Jahren auch diverse ihrer Platten im Vinylformat neu aufgelegt, darunter das Debütalbum „Houla La!“ (1986, Bondage), die 12“-EP „Sprint“ (1988, Bondage) sowie das Doppelalbum „17 Plombs Pour Péter Les Tubes“ (1994, A Donf’).

Der Zugang zur Band wird etwas erschwert durch die durchweg französischen Texte und den sehr idiomatischen Humor – man sollte sich als nicht wirklich sehr gut des Französischen mächtiger Mensch keine Hoffnungen machen, viel zu verstehen.

Eine Beschäftigung mit der Band lohnt dennoch, speziell das erste Album „Houla La!“ (hier in pinkfarbenem Vinyl) empfehle ich, denn im Vergleich zu späteren Veröffentlichungen funktioniert das noch sehr gut als reines Punk-Album und ohne explizites Verstehen der Inhalte.

Charakteristisch für die Band war immer der Einsatz eines Drumcomputers, und hier begeistert mich der „typisch“ französische Punksound der Achtziger: zum einen schnelle, harte Punk-Nummern, zum anderen von Ska beeinflusste Songs – hier erinnern sie mich an die famosen Briten SERIOUS DRINKING.