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HOLGER HILLER

Ein Bündel Fäulnis in der Grube

Mit „Ein Bündel Fäulnis in der Grube“ legte Holger Hiller nach seinem Ausstieg bei PALAIS SCHAUMBURG sein Solodebüt vor. Ursprünglich 1983 auf Ata Tak erschienen, folgte 1984 eine internationale Veröffentlichung über Cherry Red. Das Album erinnert musikalisch und textlich noch ein wenig an PALAIS SCHAUMBURG. Neu war der stärkere experimentelle Umgang mit Electronics. Holger Hiller kommentiert es so: „Mit einsetzender Digitalisierung trafen nun die neuen musikalischen Werkzeuge – in erster Linie das Sampling und der Computersequenzer – auf mich und andere, und damit auf eine Generation von William Burroughs-Lesern, die geschult waren durch ‚Cut-up‘ und ‚automatisches Schreiben‘.“ Der ersten Sampler, mit dem er arbeitete, war der Emulator 1, der damals noch gut 25.000 DM kostete, den konnte er auch nur mieten. Bureau B hat nun diese elektronischen Sequenzerklänge und Samplingfragmente mit unkonventionellen Texten, wie man diese damals von DER PLAN, FOYER DES ARTS und den Brüdern Detlef und Diedrich Diederichsen her kannte, vierzig Jahre nach ihrer ersten Veröffentlichung wieder zugänglich gemacht. Es war ein multidisziplinärer Ansatz, im dem gekonnt Art-Pop, Dadaismus und Avantgarde kombiniert wurden. Holger Hiller, der lange in London lebte, veröffentlichte zudem mit Ausnahmekünstlern elektronischer Musik, wie Tim Simenon (BOMB THE BASS) und Dub-Mastermind Adrian Sherwood, einen langen Remix des DEPECHE MODE-Epos „Enjoy the silence“.