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HITLER ZU VERKAUFEN

Bei der erneuten Sichtung von „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ hatte ich mich noch gefragt, was eigentlich aus der charmanten irischen Darstellerin Alison Doody geworden ist, die als Nazi-Schergin Indy junior und Indy senior den Kopf verdrehte. Zwei Jahre später war sie dann auf andere Weise in braune Umtriebe verstrickt, als Ehefrau von Stern-Reporter Gerd Heidemann (Jonathan Pryce aus „Brazil“) in Alastair Reids (1989 drehte er die exzellente Serie „Traffik“ über internationalen Drogenhandel) britischer Miniserie „Hitler zu verkaufen“, basierend auf Robert Harris’ Sachbuch-Thriller „Selling Hitler“, das dieser schrieb, bevor er international bekannter Beststeller-Autor wurde. „Selling Hitler“ erschien nie in Deutschland, was möglicherweise etwas mit der unrühmlichen Rolle von Bertelsmann, die Harris’ Bücher in Deutschland verlegen, beim Medienskandal um die gefälschten Hitler-Tagebücher im Jahr 1983 zu tun hatte. Denn es handelt sich bei „Selling Hitler“ um eine minutiöse Aufarbeitung dieser für den Stern damals extrem peinlichen und rufschädigenden und zudem kostspieligen Geschichte, die dabei einem windigen Fälscher und offensichtlichen Geschichtsrevisionisten namens Konrad Kujau auf den Leim gingen, weil menschliche Gier und Eitelkeit über den gesunden Menschenverstand siegten. Zudem zeigt Harris sehr anschaulich, wie ewiggestrige „Drittes Reich“-Fans auch noch über 30 Jahre nach Ende des Krieges weltweit einen regen Handel mit echten und gefälschten Nazi-Devotionalien betrieben. Bei der deutschsprachigen Erstausstrahlung 1993 war „Hitler zu verkaufen“ um fast ein Drittel gekürzt, auf DVD kann man jetzt erstmals die komplette Miniserie begutachten, die wesentlich akkurater als Helmut Dietl 1992 mit „Schtonk!“ diesen unglaublichen Medienskandal in dramatisierter Form verarbeitete.