HIERONYMUS BOSCH

Marcel Ruijters

Marcel Ruijters Bilder stehen mit ihren klaren Konturen in einem seltsamen Widerspruch zu der Geschichte, die sie erzählen. Der Geschichte der Künstlerfamilie van Aken mit ihrem bekanntesten Spross Jheronimus, der mit symbolreichen Gemälden voller Dämonen, Fabelwesen und furchteinflößenden Massenbildern schon zu Lebzeiten über die Niederlande hinaus berühmt wurde.

Die an Boschs Farbgebung angelehnte Kolorierung und die in Comicsprache übersetzte und immer wieder eingestreute Bosch-Symbolik heben diesen Widerspruch allerdings ein Stück weit wieder auf.

Der BKBV Kunstfond der Niederlande und die Jheronimus Bosch 500 Stiftung haben sich im Vorfeld genau überlegt, bei wem sie diese Comicbiografie anlässlich des 500. Bosch-Todestags 2016 in Auftrag geben, schließlich hat Ruijters mit „Alle Heiligen“, „1348“, „Sine qua non“ und seiner 2008 erschienenen Umsetzung von Dante Alighieris „Inferno“ neue Comicmaßstäbe in Sachen Mittelalter gesetzt.

Nun bewegt sich „Hieronymus Bosch“ zwar schon an der Schwelle zur bzw. auch in der Neuzeit, viele Gepflogenheiten der ausklingenden Ära waren aber weiterhin üblich und werden in diesem Band ausgiebig thematisiert.

Wer hätte zum Beispiel gewusst, dass es unter Medizinern üblich war, um den rechten Arm gebundene Milchzähne als Mittel gegen Unfruchtbarkeit einzusetzen? Oder ein Destillat aus Balsamöl, Walfischsperma, Hirschmark und dem Blut eines gewaltsam ums Leben gekommenen 25-jährigen Mannes für die allgemeine Gesundheit? Ich jedenfalls nicht.

Ruijters Spezialisierung auf historische Inhalte schlägt sich auch in der vorbildlichen angehängten Erläuterung ausgewählter historischer Details positiv nieder. Eine rundum gelungene Verknüpfung von fiktivem Zeitzeugenbericht und Biografie.