Der schwule Zeichner Ralf König ist mittlerweile 57. Sein Durchbruch gelang ihm Mitte der Neunziger mit der (schwachen) Sönke Wortmann-Verfilmung von „Der bewegte Mann“, seitdem gehört er zu den erfolgreichsten deutschen Künstlern im Comicbereich.
Und dieser Erfolg ist hochverdient, denn wie König bis heute die Probleme der schwulen Community auf humorvolle und gleichzeitig nachdenkliche Art thematisiert, spricht selbst Menschen an, die ansonsten nicht viel mit dem Medium Comic anfangen können und auch nicht zwangsläufig homosexuell sein müssen.
Zum festen Repertoire seiner Arbeiten gehört das schwule Pärchen Konrad und Paul und deren Beziehungsprobleme. Vorbild war dabei in gewisser Weise das schwule Pärchen aus Frank Ripplohs Film „Taxi zum Klo“ von 1980, die den Widerspruch zwischen langweiliger bürgerlicher Existenz und freier schwuler Sexualität nicht in den Griff bekamen.
Wobei man Konrad und Paul auch als Gestalt gewordenes Ich und Es des Zeichners verstehen könnte. Auf der einen Seite der triebgesteuerte Paul, auf der anderen der deutlich gesetztere und kultiviertere Konrad.
Insofern kommt es für Paul einer Katastrophe gleich, als er mit der Tatsache konfrontiert wird, dass ab dem 48. Lebensjahr ein schleichender Verlust der Libido einsetzt, was der Titel „Herbst in der Hose“ bereits andeutet.
König, der in dieser Hinsicht schon einige Jahre weiter ist und über mehr Lebensweisheit als seine Figur Paul verfügt, gewinnt dem an sich ernsten Thema in seiner mal wieder äußerst gelungenen neuesten Veröffentlichung wie gewohnt auch eine extrem lustige Seite ab, wenn sich gestandene Männer in weinerliche Jammerlappen verwandeln, lässt aber auch durchblicken, dass König den Prozess des Älterwerdens nur bedingt zum Lachen findet.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #133 August/September 2017 und Thomas Kerpen