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HENRY: PORTRAIT OF A SERIAL KILLER

Es ist schon eigenartig, einen auf 16mm gedrehten Film, der Mitte der Achtziger für gerade mal 100.000 Dollar – Geld, das Regisseur John McNaughton („Wild Things“) sich bei Freunden und Familie pumpte – innerhalb von 28 Tagen in Chicago gedreht wurde, und dem in den USA das in kommerzieller Hinsicht tödliche X-Zertifikat verpasst wurde, 37 Jahre später in einer 4K-Restauration auf einer UHD-Disc zu betrachten. Zwar kann man selbst bei altem Filmmaterial mit einer vernünftigen Restauration erstaunliche Ergebnisse erzielen, aber bei einem Film wie „Henry: Portrait Of A Serial Killer“, der bei seiner Veröffentlichung für ziemliche Kontroversen sorgte, hat man das Gefühl, als ob nichts diese eher zufällig zum Kultfilm avancierte Low-Budget-Produktion von ihrem dreckigen, grobkörnigen Look befreien kann, der aber zum Inhalt dieses deprimierenden wie ungewöhnlichen True Crime-Vertreters passt. 1993 wurde „Henry: Portrait Of A Serial Killer“ hierzulande im Kino gezeigt – die im selben Jahr erschienene Videofassung wurde 1994 indiziert. 2012 wurde die Indizierung des Films aufgehoben, den Bildstörung dann in exzellenter Qualität auf DVD und Blu-ray veröffentlichte. Inzwischen gibt es eine 4K-Neuauflage in einer Mediabook-Edition mit umfangreichem Bonusmaterial. Der kontroverse Film orientiert sich dabei am Treiben des real existierenden Serienkillers Henry Lee Lucas (Michael Rooker) und seines Kumpels Ottis Toole, bleibt aber letztendlich fiktiv. McNaughton ging es damals vor allem darum, mit bescheidenen Mitteln einen untypischen und möglichst extremen Horrorfilm zu drehen. Dass dabei eine dermaßen verstörende Charakterstudie über zwei Individuen herauskam, die jegliche Tötungshemmung abgelegt haben und damit alle Grundprinzipien von Menschlichkeit, hätte wohl damals keiner der Beteiligten erwartet.