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EMILIE ZOÉ

Hello Future Me

Instant winner! Einer dieser raren Momente, bei denen du die Nadel in die Rille senkst, die ersten Töne erklingen und du weißt genau, dass es das ist. Die kleinen Härchen auf dem Arm und im Nacken wollen sich nicht wieder legen (ganz ruhig, Brauner) und du bist Musik, eins mit der Umgebung, dem Meer, den Tönen und ganz du selbst. Andere meditieren dafür jahrzehntelang ohne Erfolg, wir legen lediglich eine Platte auf und sind dort. „Naked Music“ wäre ein Genre, auf das ich mich einlassen würde. Heruntergestrippte Musik, minimale Instrumentierung, alles getrieben von der Stimme, Harmonie und authentischem Gefühl, das sich durch die Musik manifestiert. Der Sound für die letzten zwei Jahre, in denen die Eremitage Alltag war, Einsamkeit die Regel, sozialer Austausch rar und Melancholie allgegenwärtig. Kein pompös aufgeblasener Pop, kein Vocoder, keine Kompensation durch schieren Druck, sondern fragil, zerbrechlich und so echt, dass es trotz allem funktioniert und bombenfest hält. Das Dumme an der Sache: Ich kenne nichts von dem, was die Schweizerin davor veröffentlicht hat (immerhin drei LPs) und bin nun unerfüllt gespannt. So begeisternd wie eine frühe Sophie Hunger (nur um im Land zu bleiben), so schön und unprätentiös wie LILLY AMONG CLOUDS. Melancholisch, tieftraurig und wunderschön zugleich. Pop, wie er nur bei wirklich mutigen DJs läuft, und die Art Platten, die keiner sonst kennt, die man aber hütet wie einen Augapfel. Ich verbeuge mich in Demut vor dieser Anmut.