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HELDEN DER WAHRSCHEINLICHKEIT

Das Schaffen des dänischen Drehbuchautors und Regisseurs Anders Thomas Jensen ist eigentlich grundsätzlich von großem Interesse, schon alleine wegen seiner Beteiligung an der überdrehten Actionkomödie „In China essen sie Hunde“. Aber auch seine eigene schwarzhumorige Regiearbeit „Adams Äpfel“ von 2005, in deren Mittelpunkt der Konflikt zwischen einem eigenwilligen Pfarrer und einem Neonazi steht, gehört sicherlich zu den Highlights des dänischen Kinos. Dennoch wird nicht jeder gleichermaßen Gefallen finden an Jensens von äußerst schrägen Charakteren bevölkerten Tragikomödien, bei der die Grenze zwischen Komik und Drama oft verschwimmt. Denn Brachialhumor und ein etwas unsensibler Umgang mit dem Schicksal der seelisch oder körperlich entstellten Hauptfiguren bewegen sich dabei teilweise in geschmacklich grenzwertigen Bereichen. Dennoch erweist sich Jensen in der Regel als großer Humanist, der seinen gesellschaftlichen Außenseitern ein Happy End gönnt. Zuletzt drehte Jensen 2015 den Film „Men & Chicken“, fünf Jahre später gefolgt von „Helden der Wahrscheinlichkeit“, der jetzt auf DVD und Blu-ray erschien. Der Zusatztitel „Riders of Justice“ ist die akkurate englische Übersetzung des dänischen Titels, unter dem „Retfærdighedens ryttere“ international vermarktet wird, und der sich auf die Rockergang bezieht, die angeblich für den Tod der Frau von Soldat Markus (Mads Mikkelsen, neben dem ebenfalls anwesenden Franz Nikolaj Lie Kaas Teil von Jensens Stammbesetzung) verantwortlich sein soll. Daraus entwickelt Jensen ein für ihn irgendwie typisch freakiges, den Gesetzen der Wahrscheinlichkeitsrechnung untergeordnetes Rachethriller-Szenario, das eher tragisch als lustig ist, dennoch prächtig unterhält, aber gegen Ende dann doch etwas zu weihnachtlich und vorhersehbar wird.