HEAVY TRASH

Midnight Soul Serenade

Ich gebe zu, dass mich diese Platte kalt erwischt. Jon Spencer stand bei mir nie sonderlich hoch im Kurs, zu gekünstelt schienen mir die Krachorgien, zu verfälscht die Brutalität der BLUES EXPLOSION. PUSSY GALORE konnte ich auch nie besonders leiden, und die ersten HEAVY TRASH-Werke zündeten auch nicht.

Und nun kommt da einfach so eine feine, kleine R’n’B-Platte namens „Midnight Soul Serenade“ und wirft alle (Vor-)Urteile um. Vielleicht liegt es an der beträchtlichen Zahl der Kollaborateure, die Spencer nun um sich geschart hat.

Es ist zum Beispiel absolut ein Gewinn, dass mit Simon Chandler, der schon Bo Diddley und James Chance begleitete, ein fähiger Kontrabassist dabei ist. Die dänischen Labelmates POWERSOLO helfen ebenfalls aus, sie waren ja schon live als Honorar-Trasher dabei.

Und mit Mickey Finn ist auch ein richtiger Motown-Sessionman hinter den Orgelmanualen. Also ist die Soul-Serenade schon aufgrund der hochkarätigen Besetzung ein Gewinn. Doch auch das Songwriting ist etwas altbackener und souliger als gewohnt, mache Songs könnten durchaus auch aus Sam Philipps Sun-Studios kommen, Ganz groß ist etwa „That’s what your love gets“, komplett mit Background-Vocals, die durchaus Elvis’ Backing-Band JORDANAIRES zur Ehre gereicht hätten.

Mehr Werke solcher Qualität, und Jon Spencer darf sich doch noch zu meinen Freunden zählen.