Swiniartzkis Buch, eine sozialgeschichtliche Analyse des frühen Heavy Metal, verortet den Beginn dieser musikalischen Bewegung im Jahr 1979, wenn es natürlich auch bedeutende Vorläufer gab. Die späten Siebziger waren eine Phase vielfältiger Umbrüche. Heavy Metal wird dabei als soziokulturelle Brücke im gesellschaftlichen Wandel verstanden. Auf einer breiten Quellenbasis, die auch zahlreiche Interviews mit Musikern umfasst, zeichnet der Autor die Entstehung einer Bewegung nach, die zunächst widersprüchlich scheinende Ebenen vereint. So entstand in den Achtzigern eine „globale Community mit starken lokalen Fundamenten“. Individualisierung und Gemeinschaftsbildung gingen Hand in Hand. Wenn auch nicht immer konfliktfrei, ist das Spannungsverhältnis von Subkultur und Mainstream hier bereits ein Thema. So trägt gerade die Vielzahl von regionalen Ausprägungen und Subgenres dazu bei, dass die Metal-Kultur durch ein starkes Gemeinschaftsgefühl verbunden ist. Zugleich gelingt es, sich nicht nur durch die Musik, sondern auch durch Mode etc. von anderen Musikstilen abzugrenzen. Offenheit und Kreativität führen andererseits zu wertvollen Weiterentwicklungen und Synergieeffekten, wie etwa die Liaison mit dem Punk, aus der der Crossover entstand. Diese und zahlreiche weitere Aspekte der vielschichtigen Sozialgeschichte des Heavy Metal werden in dem sehr lesenswerten Buch thematisiert. Mit 658 Seiten Umfang ist Swiniartzkis Buch alles andere als eine leichtgewichtige Bettlektüre, sondern im besten Sinne des Wortes: heavy.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #172 Februar/März 2024 und Jens Schäfer