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HEAVY KRAUT

Frank Schäfer

Wie kam der Metal eigentlich nach Deutschland? Eine durchaus interessante Frage, die der Metal-affine Autor Frank Schäfer in „Heavy Kraut“ zu beantworten versucht. Denn nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte sich Deutschland in ein kulturelles Niemandsland verwandelt, dominiert von Volksmusik und Schlager und Künstler:innen, die oft plump die Musik aus England und den USA kopierten, wofür auch die imposante Anzahl von Schlager-Coverversionen ein Indiz ist, darunter durchaus kultiges Material wie „Der Hund von Baskerville“ von CINDY & BERT, ein Cover des BLACK SABBATH-Songs „Paranoid“. Der Titel des Buchs ist definitiv passend, denn für eine originäre deutsche Musiklandschaft sorgten dann die unter dem Begriff Krautrock zusammengefassten Entwicklungen, wobei es sich natürlich um keine homogene Szene handelte. Denn neben avantgardistischen Bands wie CAN oder CLUSTER gab es auch jede Menge Gruppierungen, die sich an BLACK SABBATH, DEEP PURPLE, LED ZEPPELIN oder AC/DC orientierten. Und etwa das erste Album „Lonesome Crow“ von 1972 der SCORPIONS, Deutschlands erfolgreichstem Hardrock-Export, erschien noch beim Krautrock-Label Brain, ebenso wie die ersten vier Platten der Solinger Metal-Pioniere ACCEPT. Zur Wahrung der nötigen Authentizität lässt Schäfer dafür in Form einer Oral History Zeitzeugen zu Wort kommen, darunter SCORPIONS-Ur-Gitarrist Uli Jon Roth oder der ehemalige ACCEPT-Frontmann Udo Dirkschneider, neben Vertretern der schreibenden Zunft wie Götz Kühnemund. Ein sehr lebendiger und unterhaltsamer Ausflug in die deutsche Musikgeschichte, bei dem man höchstens kritisieren könnte, wer dabei alles nicht zu Wort gekommen ist.