Foto

DER SICH DAS BÖSE NENNT

H.C. Roth

Es wirkt ein wenig so, als hätte Roth außer dem Schreiben von Büchern nicht viel anderes zu tun, so regelmäßig und vielfältig ist sein Output. Er dürfte in den letzten zwölf Jahren zehn Bücher veröffentlicht haben. Von autobiografischen Romanen bis zu einer Reihe von Kinderbüchern ist dabei eine große Bandbreite an Genres vertreten. Nun wagt er sich auf komplett neues Terrain, und zwar den Fantasy-Roman. Das liegt sicher auch an der eigenen Literaturpräferenz. Wer Punk hört, kann ja auch in einer Punkband spielen. H.C. baut in „Der sich das Böse nennt“ jedenfalls ein Szenario auf, das Kennern des Genres nicht allzu unbekannt vorkommen dürfte: Ein ominöser Finsterling taucht in einem fiktiven, magischen Königreich auf und sorgt für allerlei Chaos. Das klingt erst mal nach your daily Fantasy-Topic, interessant wird es allerdings durch den stilistischen Kniff, den Figuren nur abstrakte Namen zu geben, die sich auf ihre Hauptattribute beziehen, und die Handlung immer aus der Sicht der jeweiligen Figur darzustellen. So gibt es die weise Frau, den alten König, der in Rückblenden der junge König ist, es gibt die weiße Frau, außerdem eben den, der sich das Böse nennt, sowie diverse Nebenfiguren, die in den fröhlichen Perspektivwechsel mit einbezogen werden. Dazu gibt es Verweise auf ganz reale Pandemie-Ereignisse, die Hardcore in eine mittelalterlich-feudale Welt transferiert. So ist „Der sich das Böse nennt“ ein geschickter, fast metaphorischer Kommentar zur (Post-)Corona-Welt geworden, die sicher den Schreibprozesses beeinflusst hat. Was stört, sind allerdings das nachlässige Lektorat sowie das sehr einfallslose KI-generierte Artwork, das das Buch billiger erscheinen lässt als nötig.